Wem gehört die Stadt? bau_werk 13.06.2023
Am 13.06.2023 fand die Podiumsdiskussion „Wem gehört die Stadt?“ statt. Wir nahmen darauf in Folge #32 Bezug. Die Aufzeichnung dazu findet ihr auf dem YouTube Kanal von oldenburg eins.
Wie auch bei unseren Transkriptionen zu den Ratssitzung stellen wir euch hier das Transkript der gesamten Veranstaltung zur Verfügung.
Barthel Pester: Herzlich willkommen liebe Bildungsbürgerinnen in diesem Werkstatt atmenden Raum. Auf unserer gemeinsamen Reise ins glückvolle Fahrt voraus, der Bauwerkverein, nimmt sie heute mit auf O1 in das letzte große städtische Abenteuer mit der Frage, wem gehört die Stadt? Rainer Heimsch, Bauwerkverein. Du hast die Veranstaltung mit Raimund Bornefeld ausgetüftelt. Ja, es ist obligiert für das Publikum hier zu begrüßen. Bitte.
Rainer Heimsch: Dankeschön. Wem gehört die Stadt/der öffentliche Raum? Stadträume sind Aktionsfelder des freien und vielfältigen gesellschaftlichen Lebens.
Die Chancen der Rückgewinnung durch eine Mobilitätswende stehen Einschränkungen durch unter anderem kommerzielle Vereinnahmung, wie zuletzt durch die massive Ablehnung des Einzelhandels durch den Entwurf des Mobilitätskonzeptes, das derzeit in den Ratsgremien diskutiert wird und deren Erhalt gefährden.
Es ist in diesem Zusammenhang zu hoffen, dass das neue Mobilitätskonzept auch vom Rat verabschiedet wird. Es ist weiter zu hoffen, dass es nicht analog wie in der Praxis vom Rat ähnlich stiefmütterlich behandelt wird wie der Lärmschutzplan. Dort wurde vom Rat mehrheitlich eine Vielzahl von Lärmschutzmaßnahmen durch Tempo 30 in mindestens 7 wesentlichen Bereichen aufgehoben.
Unverstellbar und nicht nachvollziehbar, aber es ist so.
Wie kann der öffentliche Raum seine überragende Stellung im städtischen Leben behalten und möglichst erweitern?
Dies ist das Thema der heutigen Podiumsdiskussion im Rahmen der Bauwerkssession 23. O1 als unser Medienpartner auch des Bauwerkssommers 2023 wird darüber hinaus die Veranstaltung zum Nachbetrachten wieder aufnehmen und ins Internet stellen. Wir danken euch dafür.
Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion sind Frau Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht, Frau Prof. Dr. Uta Gelbke, Jade Hochschule, Alexis Angelis, Architekturbüro Angelis und Partner Oldenburg-Wismar, die Ratsmitglieder Ulf Prange, SPD Oldenburg und Michael Wenzel von den Grünen.
Die Moderation, wie nicht anders zu erwarten, ist Barthel Pester dafür zuständig.
Barthel Pester: Ja Rainer, ganz herzlichen Dank, das ist dein Applaus.
Bitte.
Rainer Heimsch: Ich freue mich besonders, dass auch die NWZ heute wieder da ist. Dankeschön.
Barthel Pester: Ja prima, dann starten wir in diese Sendung und ich bitte unsere Gäste hier sich ein Plätzchen an meiner rechten Seite zu suchen, wo immer sie sich platzieren, es ist völlig okay, wir haben es nicht abgesprochen. Trauen sie sich hier rein? Frau Schacht, vielleicht dann Frau Gelbke, Uta als zweite. Vielleicht die Jungs zieren sich so ein bisschen. Alexis guckt nochmal nach hinten, Michael geht voran, dann Alexis und Ulf. Macht einfach mal. Wasser ist da, frisch gezapft aus der Leitung. Ökologischer geht es nicht.
Ja wenn das okay ist, dann würde ich mich mit langen Vorreden gar nicht mehr aufhalten, weil Rainer Heimsch hat die Präambel und die Vorrede gesetzt für diesen Abend. Genau trinkt alle nochmal erstmal einen ordentlichen Schluck, dann geht's los.
Wenn das okay ist, würde ich die erste Frage gleich an Oldenburgs neue Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht stellen. Ist das okay für euch?
Sehr gut, prima. Denn sie sind ja erst seit Februar in dieser Stadt und ich wollte sie mal gerne fragen, welchen überzeugenden Eindruck hat denn diese Stadt von außerhalb auf sie gemacht, dass sie sich überhaupt beworben haben auf dieses Amt? Haben sie eher so einen Eindruck gehabt von einer umkämpften Stadt im Spiegel von Konflikten? Ist es eine produktive Stadt, Smart City, Betongold, also so Stadt als Anlage oder eine hybride Stadt? Was gab so den Ausschlag?
Mikrofon ist alles an, ist alles wunderbar. Sie müssen nur sprechen.
Christine-Petra Schacht: Ich muss nur sprechen. Ja, danke. Was gab den Ausschlag? Die Stadt an sich. Also diese Mischung aus Großstadt, ohne wirklich Großstadt zu sein. Ich war ja 30 Jahre in Berlin, war danach in der Kleinstadt und was mir hier sehr gut gefallen hat, ist Oldenburg zusammen mit der Universität. Also diese jungen Menschen in der Stadt, die es in der Position, wo ich vorher war, nicht gab. Und mir hat die Stadt einfach gefallen und das ist für mich einfach das Entscheidende. Im Vorfeld ist es eine Stadt, in der ich mir vorstellen kann, zu agieren. Und das war eine Stadt, in der ich mir das vorstellen kann. Das war damals in Trier genauso. Trier hat auch viele Parallelen zu Oldenburg. Der Wein ist da ein bisschen besser. Dafür kann man hier sehr viel besser Radfahren.
Barthel Perster: Der Fluss ist ein bisschen breiter, ja.
Christine-Petra Schacht: Also Oldenburg hat mich einfach angefasst und ich dachte, ja, hier möchte ich gerne was mit bewegen. Und ich habe mich natürlich auch vorher viel mit der Beschlusslage in den Gremien und so beschäftigt und dachte mir, Mensch, das ist eine Stadt, die hat sich auch schon auf den Weg gemacht. Also das ist jetzt, da bin ich nicht Einzelkämpferin, wie ich das vorher war, sondern das wird wirklich von einer breiteren Mehrheit getragen. Diese Transformationsprozesse, die vor uns stehen, die sind irgendwie hier schon mit angekommen. Vielleicht noch nicht en detail, wie wir das jetzt auch so nach den ersten Monaten mitbekommen, aber das hat mich alles sehr angesprochen.
Barthel Pester: Was meinen Sie denn mit dem Weg? Sie haben gerade schon gesagt Transformation, aber in welche Richtung denn?
Christine-Petra Schacht: Naja, also Städte müssen sich ja verändern.
Barthel Pester: So wäre schön, ja.
Christine-Petra Schacht: Müssen, müssen sich verändern und diese Prozesse sind natürlich in unterschiedlichen Bereichen anzusiedeln. Einmal das Thema Mobilität, das hatten wir schon, wir sind gerade beim Mobilitätsplan, aber natürlich auch das ganz wichtige Thema ist Klimawandel/anpassung. Das ist, finde ich, auch ein sehr, sehr wichtiges Thema für die Innenstadt und wir sind ja heute beim Bereich öffentlicher Raum. Ist natürlich auch die Frage, wem gehört der öffentliche Raum? Der ist endlich. Das ist eine knappe Ressource und da geht es auch um eine Verteilung, also wie verteile ich diesen Raum und es wird auch darum gehen, diese Verteilung zu verändern. Das war ja auch vorher, also wir haben ja Beispiele. Pferdemarkt hatten wir auch schon mit Herrn Pantel das Thema, was wir natürlich jetzt auch schon auf der Agenda haben. Es war eine sehr autogerechte Stadt in Teilen, wobei wir ja hier gerade in Oldenburg auch sehr, sehr viele Radfahrende haben und wo ich mir denke, da braucht es auch andere Wege.
Barthel Pester: Das stimmt, applaudieren geht. Applaudieren ist in dieser Sendung gewünscht.
Die zweite Frage geht an Uta Gelbke von der Jade Hochschule. Uta, du lernst jungen Architektur studierenden Städtebau und Stadtbau Theorie. Deswegen die erste Frage so theoretischer Natur mit einer kurzen Antwort bitte. Was ist überhaupt öffentlicher Raum? Worüber reden wir hier?
Uta Gelbke: Also kurz als banal gesagt wäre der öffentliche Raum ist für die Gesellschaft, für uns alle, für die gesellschaftlichen Anforderungen und Wünsche. Da soll das repräsentieren, was wir uns zu einer bestimmten Zeit vorstellen, wie wir leben und das ändert sich eben. Also es war früher vielleicht eher das Leitbild der autogerechten Stadt und nun muss es eben ein anderes sein. Jetzt reden wir viel über Resilienz und da endlich mal schon, weil das war die kurze Antwort.
Barthel Pester:Ja gut, reicht ja glaube ich erst mal als Überblick. Da können ja alle auch noch mal ergänzen. Zweite Frage, inwiefern muss denn der Städtebau, Frau Schacht hat gerade schon gesagt, Städte müssen sich ändern. Inwiefern muss denn der Städtebau Anforderungen von heute überhaupt gerecht werden?
Uta Gelbke: Das muss er unbedingt. Also Städtebau ist fast ja vieles zusammen. Also Kito-Bebauungsstruktur, Verkehrsplanung, Freiraumplanung. Es hat viele soziale Aspekte mit drin. Das ist sehr komplex und nun kommt obendrauf noch ein sehr stark der ökologische Aspekt, der mitgedacht werden muss. Und da, das sind Themen, die sind in der Lehre präsent. Sie haben manchmal zu wenig Raum muss man sagen, aber die sind da, die wissen wir, die kennen wir, die lehren wir. Ich glaube, es geht noch viel mehr ans Machen. Wir sehen sie aber in der Praxis auch in den Planungsbüros, dass Ökologie, also ich denke jetzt mal an, wie baue ich Städte auf, die durchlüftet werden können, also die Luft schneisen lassen, die Überhitzung vermeiden, die Überschwemmungsauffangbecken bieten, also Retentionsflächen zum Beispiel. Das sind Sachen, die in der Praxis immer mehr eine Rolle spielen und die glaube ich in die Lehre auch noch mehr reinmüsten. Da braucht es aber mitunter noch die richtigen Rahmen im Stundenplan für.
Barthel Pester: Schönes Beispiel ist ja eure Aktion von letzten Freitagnachmittag hier am Pferdemarktkreisel. Ihr habt die dritte Spur, also im Prinzip die innere Autospur um den Pferdemarktkreisel, ich weiß nicht, ob Sie es mitbekommen haben, im Prinzip für den öffentlichen Raum in Beschlacht genommen. Was ist die Idee dahinter gewesen?
Uta Gelbke: Da müsste ich an den Kollegen Oevermann verweisen. Wo ist er eigentlich?
Barthel Pester: Ach komm, du kannst das auch eben schnell zusammenfassen.
Uta Gelbke: Also eigentlich war der, ich habe ja quasi das Konkurrenzprojekt gemacht.
Barthel Pester: Das sind jetzt so interna von der Jade-Hochschule wahrscheinlich.
Uta Gelbke: Ne, ne, also gar nicht. Wir sind uns ja sehr wohlgesonnen, haben ja auch schon zusammen gearbeitet. Also die Idee war ja eigentlich, die Verkehrsinsel neu zu beleben, zu besetzen, eigentlich was zu bauen, also eine temporäre Installation. Das war dann rechtlich so ein bisschen schwierig. Und dann kam die Frage, wie kann man es anders besetzen? Da war die Option einer Demonstration. Und in dem Rahmen hat man dann Fridays for Future angefragt, ob man das nicht zusammen machen würde. Und so ist das gekommen. Und es geht eigentlich nicht nur mal zu sagen, ich meine, es gibt eine recht große Fläche öffentlicher Raum an dieser Stelle, die aber nicht zugänglich ist. Und das war eigentlich das Zeichen, wir nehmen das jetzt mal in Anspruch.
Barthel Pester: Fand ich eine coole Idee, waren auch einige Mitglieder vom Bauwerkverein dabei, also unbedingt zu empfehlen, sich dieses stille Plätzchen, was man so gar nicht irgendwie beachtendet, sich da mal irgendwie rüber zu schlängeln durch den Verkehr, ist nicht so ganz ungefährlich. Aber versuchen Sie das mal.
Alexis, du hast in den 90ern in Hannover Architektur studiert, anschließend in verschiedenen Architekturbüros in Madrid und Berlin gearbeitet und bist seit knapp 20 Jahren Geschäftsführer der Gesellschaft bei, Achtung, Angelis und Partner, hier in Oldenburg. Inwiefern gilt das Selbstverständnis der europäischen Stadt heute noch als bislang höchst demokratischer Ort?
Alexis Angelis: Ja, das ist eine weit gefasste Frage, da muss ich mal kurz nachdenken. Also ob die europäische Stadt immer demokratisch war, kann man ja bezweifeln. Also sie ist ja gebaut auf ganz verschiedenen Systemen und bestimmte Prinzipien, die wir vielleicht lieben in Paris oder so. Die Achsen und die Kreise um die Stadt, die waren ja nicht demokratisch der Ring in Wien und weiß nicht was alles. Also insofern würde ich das gar nicht so sagen. Ich bin aber, ich nehme den Ball gerne auf, ich bin glaube ich im Moment kann man sagen fast optimistisch in der schwierigen Zeit, dass wir eine Chance haben wieder eine demokratischere Stadt zu haben oder eine öffentlichere Stadt. Also das ist vielleicht auch nicht das gleiche, muss man mal drüber nachdenken, weil Räume frei werden, die wir in der Vergangenheit, die belegt waren, die auch kommerziell belegt waren. Und noch mal, warum war eigentlich die europäische Stadt nicht immer demokratisch? Also wir haben unheimlich viele private Räume in den letzten 50, 60 Jahren. Shopping-Malls und so weiter sind auch nicht demokratisch, sondern geschlossene Räume, die eben privat gesteuert werden. Und heute sehen wir, und das ist ja in aller Munde, dass die Rezepte weg sind, dass Räume frei werden. Und ich erlebe, dass eigentlich die Entwickler und Immobilienhalter und so oft mit ihrem Latein am Ende sind und dann sich fragen, wie kriegen wir eigentlich, wie kommen wir wieder an die Menschen ran? Und da ist die Chance im Moment, dass wir eigentlich verstehen, dass Stadt bedeutet oder Urbanität bedeutet, wenn Menschen zusammenkommen und sich austauschen. Und wenn dann eben das erkannt wird, dass das eigentlich das Pulsierende an der Stadt ist oder die Grundlage auch eines wirtschaftlichen Überlebens in der Folge, dann ist eine große Chance da.
Barthel Pester: Und das Core ist ja ein wirklich gelungenes Beispiel, können wir ja alle nur froh sein in Oldenburg, dass die eine Hälfte des Hundeknochen durch euch so belegt worden ist. Da ist ja auch die Reaktion grundsätzlich erst mal landauf, landab äußerst positiv.
Alexis Angelis: Ja, wir haben da aus verschiedenen Gründen und vielleicht ein bisschen zufällig ein Thema getroffen, was ganz viele Fragen behandelt. Und da gibt es in Deutschland ja gar nicht so viele Antworten, aber die Fragen, die stellen sich an jeder in jeder Stadt, ob groß oder klein und tatsächlich gucken im Moment auch Hamburger manchmal nach Oldenburg und sagen, wie habt ihr das da gemacht? Wie habt ihr diese Mischung hinbekommen? Und die Mischung ist ja auch interessant. Sie ist ja auch privat getragen, aber in einem bürgerlichen Engagement, kann man so sagen, ist auf viele Schultern gestellt und macht was Öffentliches und lebt von Öffentlichkeit.
Barthel Pester: Vor allen Dingen ist es eine neue Öffentlichkeit, denn also wir nutzen das ja auch immer wieder in der Zivilgesellschaft, weil der Raum eben einfach neu zur Verfügung gestellt worden ist. Wir haben einfach auch zu wenig Räume für Veranstaltungen in Oldenburg. Das ist dadurch noch mal sehr deutlich geworden.
Ja, der Verein Bauwerk hat auch zwei Kommunalpolitiker eingeladen, nämlich Michael Wenzel von Bündnis 90 die Grünen, vertritt in der aktuellen Ratsperiode seit November 20/21, Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon wieder anderthalb Jahre. Du als Neuling im Rat hast gleich eine der, ich sag jetzt einfach mal, spannendsten Aufgaben erhalten, nämlich den Vorsitz im Ausschuss für Stadtplanung und Bauen, heißt wirklich so. In diesem Ausschuss wird ja vieles entschieden, was für Oldenburg so für Jahrzehnte gilt. Dort wird auch vermittelt zwischen den Interessen der Bürgerinnen. Alexis hat es gerade schon angesprochen. Der Wirtschaft, der Stadt und eben logischerweise auch der Kommunalpolitik. Wie geht es dir da so? Wie sind so die ersten Erfahrungen? Spannend oder?
Michael Wenzel: Jetzt kann ich aus dem Nähkästchen plaudern.
Barthel Pester: Du, wir sind hier unter uns.
Michael Wenzel: Wir sind unter uns. Ich bin auch ganz froh, dass ich hier sein darf. Vielen Dank auch für die Einladung. Ich muss gestehen, der Bauausschuss macht Spaß. Er ist nicht langweilig. Er bedient die Stadtentwicklungsthemen, die uns alle beschäftigen. Wir müssen aber auch ehrlicherweise praktisch in jeder Sitzung Bebauungspläne irgendwie durchpeitschen und versuchen da innerhalb von 5 Stunden diese Ausschusssitzungen durchzubringen. Von daher, ich bin als Vorsitzende natürlich in einer moderativen Rolle unterwegs und versuche dann auch die ganzen unterschiedlichen Meinungen zusammenzubringen und auch vor allem zusammenzuhalten, damit wir uns wirklich konstruktiv über die Probleme, die wir haben und über die Lösungen, die wir brauchen, unterhalten. Und da ist eben schon angeklungen, Klimaanpassungsmaßnahmen, das Stichwort Schwammstadt, wir versuchen das immer wieder reinzubringen, damit das nicht in Vergessenheit gerät. Der OOWV hier in Oldenburg ist da ganz weit vorn bei dem Thema, aber so richtig umgesetzt oder in Maßnahmen begleitet quasi in die einzelnen Baugebiete, die wir jetzt auch neu aufstellen, ist es nicht wirklich. Und das ist so ein Punkt, der mich immer wieder umtreibt, wie schaffen wir es, die ganzen Ziele, die wir haben, die wirklich wertvollen Ziele der Klimaneutralität, der Klimaanpassung und was alles dazugehört, wie schaffen wir das wirklich ins Feld zu bringen, also in die Fläche zu bringen, umzusetzen. Und zwar nicht erst in 20, 30 Jahren, sondern jetzt und heute. Spannende Frage.
Barthel Pester: Wunderbar, vielen Dank.
Dann ist Ulf Prange bei uns. Ulf, du vertrittst die SPD seit 10 Jahren im niedersächsischen Landtag, im Rat der Stadt bist du mit einer Unterbrechung schon seit 2006? Seit 5 Jahren bist du Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat und bist auch mit Michael im Ausschuss für Stadtplanung und Bauen.
Jetzt dreh ich die Frage für dich um, weil du schon so lange im Rat bist. Also Michael habe ich ja gefragt, wie spannend ist es? Ich frage ich jetzt, wie genervt bist du aufgrund dieser langen Zeitdauer im Rat und in diesem Ausschuss eben auch, wenn sich die Stadt städtebaulich, und jetzt gibt es eine krasse Vorlage von mir, so krass negativ verändert. Beispiel Abriss Wagenremise in der Auguststraße. Gruß an Fiddi Brecht, der ist auch irgendwo hier.
Ja, also wie genervt bist du da, wenn du so ohnmächtig zuschauen musst, obwohl du gerade im Rat sitzt, obwohl du im Ausschuss sitzt?
Ulf Prange: Also Spaß macht es immer noch, aber das ist zum Beispiel ein Thema, wo ich mich persönlich auch sehr eingesetzt habe und gescheitert bin, dass wir eben dieses Gebäude zumindest die Fassade erhalten, aber da stößt Kommunalpolitik auch oft an Grenzen. Wir sind nun mal in einem föderalen System mit einer bundes-landes- und kommunalen Ebene, das ist Bürgern kaum zu erklären, die unterschiedlichen Zuständigkeiten, weil die natürlich berechtigterweise die Erwartung haben, dass etwas passiert, dass sich etwas ändert, und das ist zum Beispiel ein super Beispiel, das ist kein Denkmal, das haben wir hier vor Ort nicht zu entscheiden, mit der Folge, dass es genehmigungsfrei abzureißen war, da gab es dann durchaus aus dem rot-grünen Lager politische Initiativen, aber wir haben es schlichtweg nicht geschafft, war vielleicht auch in der Vergangenheit, also der Verkauf der Stadt an das evangelische Krankenhaus lag, liegt ja schon viele Jahre zurück, ein falsches Vertrauen von Verwaltung und Politik an das evangelische Krankenhaus. Es gab damals ja durchaus Pläne, die akzeptiert wurden, dass man also zumindest die Fassadenstruktur erhält, das hat sich dann durch wirtschaftliche Veränderungen nicht mehr darstellen lassen, so zumindest das Krankenhaus und dann hatten wir in dem Punkt keine rechtliche Handhabe, da lernt man natürlich auch draus, also wenn so ein Kaufvertrag noch mal uns in irgendeinem städtischen Gremium begegnen würde, würde man wahrscheinlich mit Klauseln arbeiten, die so etwas absichern, das hat man vor über 10 Jahren nicht gemacht, das ist aus heutiger Sicht sicherlich ein Fehler, aber nichtsdestotrotz glaube ich, dass alle ja an der Stelle, wo sie tätig sind, arbeiten müssen und ich glaube, das gelingt durchaus in Oldenburg, dass wir in den letzten Jahren ja auch viel vorangebracht haben, aber es gibt natürlich auch immer diese Momente, wo man selber auch unzufrieden ist mit dem, was man eben nicht umgesetzt hat, das gehört glaube ich dazu, da braucht man auch eine gewisse Leidensfähigkeit in der Politik.
Barthel Pester: Aber sag ruhig mal ein positives Beispiel bitte.
Naja, weil du gerade gesagt hast, wir haben auch viel vorangetrieben in 2026.
Ulf Prange: Ja, das, nein, also ich glaube, es gibt ja durchaus, wenn man sich in der Oldenburger Stadt anguckt, auch viele Denkmale, die auch durch Engagement von Bürgerinnen und Bürgern erhalten worden sind, wo wir auch politisch Druck gemacht haben an vielen Stellen und deswegen würde ich das jetzt auch gerade bei Fragen des Denkmalschutzes nicht so ist das Glas halb leer, das ist dann ja immer die Frage und letztlich geht es ja darum, auch gute Lösungen zu finden und wir sind ja heute beim öffentlichen Raum, ich bin gerade vorhin vom Rathausmarkt her gefahren und da bin ich über den Schlossplatz gefahren und wenn ich mir die Umgestaltung des Schlossplatzes zum Beispiel anschaue, mit dieser Betonkante, wo ganz viele Menschen sich aufhalten können, wo es eben auch kein kommerzielles Angebot ist, wo man das irgendwas konsumieren muss, sondern wo Menschen einfach zusammenkommen und das ist glaube ich etwas, um auch den öffentlichen Raum nochmal betont, neben Klimaanpassung, dass das eben halt auch eine ganz hohe soziale und gesellschaftliche Relevanz hat, dass Menschen zusammenkommen, das glaube ich gerade in dieser Zeit, wo wir eine Radikalisierung in der Gesellschaft haben, unheimlich wichtig, aber eben auch Menschen, die nicht im großen Einfamilienhaus wohnen, dass sie eben halt auch die Möglichkeit haben, rauszugehen und dort eben im öffentlichen Raum etwas machen zu können. Das ist glaube ich unheimlich wichtig und da ist das ja ein gutes Beispiel.
Barthel Pester: Okay, das war's für die erste Runde. Ich drehe mich mal umso im Publikum. Ne, gibt gerade noch keine Fragen. Das ist ja dann meine schöne Rolle, dass ich gut vorbereitet bin. Kann einfach jetzt die nächste Frage abschließen. Die geht nämlich dann an einer. Rainer Heimsch hat eben vom Oldenburger Forum für Baukultur bau_werk einleitend festgestellt, Stadträume seien Aktionsfelder des freien und vielfältigen gesellschaftlichen Lebens, allerdings stünden die Chancen der Rückgewinnung öffentlichen Raums durch eine Mobilitätswende, oftmals Einschränkungen durch kommerzielle oder private Vereinnahmungen entgegen. Dies bestätigt bereits die massive Ablehnung des Entwurfs des Mobilitätskonzeptes durch den Einzelhandel oder auch die Diskussionen um den Quellenweg. Deswegen die Frage an Sie und euch alle, welches Konflikt Potenzial hält der aktuelle Verkehr und seine Bedeutung parat? Möchten Sie als erste Antworten, Frau Schacht? Sie haben ja gerade Spaß am Quellenweg. Also so rein kommunikativ.
Christine-Petra Schacht: Also ein großes Konfliktpotenzial natürlich, aber ich finde, das muss man aushalten.
Da stoßen natürlich das Gesamtinteresse immer gegen die Partikularinteressen des Einzelnen, der wirklich in dem Moment auch in seiner Rolle sich ändert. Auf einmal ist er nicht mehr derjenige, der sagt, Radmobilität ist wichtig und wir müssen was dafür tun, sondern dann geht es eben zum Beispiel Quellenweg um den Stellplatz vor der Haustür. Und das ist ja genau das, was ich sage, dieser öffentliche Raum ist einfach endlich und wir können Städte nur umbauen, wenn der anders verteilt wird. Also es gab jetzt gerade in einer Gruppe, in der ich drin bin, von der TU München, von dem Professor auch dieses Thema, wie kriegen wir, ich bin schon wieder beim Klimawandel/Anpassung, aber es passt auch dazu, wie kriegen wir Bäume in die Stadt, wenn wir nicht irgendwelche Flächen dafür benutzen, die wir jetzt aktuell noch mit anderen Nutzungen belegt haben. Und ich glaube, das ist so wirklich diese spannende Frage für die Zukunft und ich finde die Aktion, die Herr Pantel gemacht hat, das finde ich ist genau das Richtige, dass man zeigt, wir erobern uns die Räume zurück, also ich war ja viele Jahrzehnte in Berlin, ein schönes Beispiel, da ist das Flugfeld Tempelhof, wo das wirklich, das war ein innerstädtischer Bereich, der einfach auf einmal frei war, ohne Ansprüche und wo sich ganz viele Nutzungen entwickelt haben. Solche Glückmomente hat man natürlich nicht immer, aber das war wirklich erstaunlich, was für eine Kreativität und auch was für ein gutes Miteinander da dann rausgekommen ist und das hat sehr viel Spaß gemacht und wenn man sich in der Stadt hier umguckt, haben wir natürlich schon auch Flächen, wo ich denke, da wären potenziell Räume, wenn wir uns Richtung Mobilitätsplan bewegen, die wir dann natürlich auch für andere Nutzungen zur Verfügung stellen könnten.
Barthel Pester: Uta, was ist dein Blick auf den Verkehr, auf die Konflikte?
Uta Gelbke: Na ja, dann würde ich die Gelegenheit nutzen, jetzt mal mein Projekt kurz Wort zu stellen.
Barthel Pester: Die Steilvorlage, die untere Nadorster Straße. Wir begeben uns alle gedanklich dorthin, ist ja nicht weit.
Uta Gelbke: Genau, also was man da hinten auch sehen kann auf dem großen Plakat ...
Barthel Pester: Du könntest jetzt auch aufstehen und dozierend an der Karte stehen.
Uta Gelbke: Ich weiß nicht, ich möchte das Publikum, das ich glaube nicht. Man kann es eh kaum erkennen. Ich würde alle einladen nachher mal lieber ranzutreten, sich das in Ruhe anzugucken. Ich erkläre es kurz. Ist ein Seminar gewesen, ein kleineres Seminar, wo wir gesagt haben ...
Barthel Pester: Gibt's jetzt ein Blockseminar oder?
Uta Gelbke: Ne, schon über das Laufe des Semesters, Block ist immer schwierig, wo wir gesagt haben, wir wollen diese Idee der Protected Bike Lane, also untere Nordorster-Straße soll ja umgebaut werden. Provisorium der Protected Bike Lane ist geplant, eigentlich schon quasi vor der Haustür, also es ist verabschiedet und es sollte eigentlich schon umgesetzt werden und nun verzögerte sich das Ganze und da sah man dann auch so ein bisschen die Problematik. Also wir wollten das begleiten mit Studierenden, das gemischte Gruppe aus Architekturstudierenden und Urban Design und die Nischen, die es an der Nordorster-Straße ja eh schon gibt, belegen mit verschiedenen Funktionen, mit Aktionen, also einmal baulich dann auch eher so eine Kreativstation und so. Da sind so 7 Projekte entstanden, die auch, also was wollten wir da, also einmal diese räumliche Ressource nutzen, die dadurch frei wird, dass die Fahrrad-, diese Radstreifen eben auf, was jetzt noch Stellplätze ist, verlegt wird. Der Gehweg wird breiter und man hat mehr Platz und was macht man mit dem Raum, also so Ideen zeigen. Und die Ideen reichten dann von einem städtischen Wohnzimmer, wo man einfach mal Möbel nach draußen verlagert, also die wir kreieren, wo man ins Gespräch kommt, wo man auch klassisch mit so einem Infostand mal arbeitet und über Mobilität informiert, also die Studenten haben eine Verkehrszählung gemacht zum Beispiel, die ich sehr spannend fand.
Und dann auch Nutzergruppen eine Möglichkeit geben sich zu zeigen, die man sonst nicht sieht, also eine Station ist zum Beispiel so eine Art Spielparcours, wo wir die Heiligengeisttor Schule angesprochen haben, die ein großes Interesse haben, dann also mit Kindern dahin zu kommen und so ein paar Übungen im Raum zu machen und den Raum auch umzugestalten.
Ja, vielfältige Station und das Problem war nun, dass wir haben dann zusammengearbeitet mit Fachdienst Stadterneuerung, auch Frau Klockgether vom DSK, da haben wir das schon mal präsentiert im Stadtteil Management und es zog und zog sich, weil eben, ja warum eigentlich, weil irgendwie der Sanierungsbeirat schleppend ist, also ist im Prinzip ein bremsendes Gremium im Moment. Das mag ein Grund sein, ich weiß nicht was sonst Grund sein könnte, weil eigentlich die Umsetzung ja schon mit gutem Wetter geplant war, gutes Wetter haben wir seit April und die Studenten waren nun auch ungeduldig und im Moment ist die, heißt es jetzt, die Umsetzung der Protected Bike Lane wäre auf August verschoben. Das ist leider für die Aktion, die wir machen wollen, ganz ungünstig. Erstens sind Semesterferien, außerdem ist es zu spät, alle sind im Urlaub, also wen sollen wir ansprechen, ist ja auch keiner da.
Das finde ich extrem schade, weil ich glaube, die Zusammenarbeit ist eigentlich toll. Also wir haben das, wir fanden es super ein Projekt vor, zu haben, was vor Ort ist, was in der Realität ist, was aktuell ist und es gibt so viele junge, kreative Köpfe, die wir da in die Waagschale geschmissen haben und die waren alle voller Tatendrang und die sind natürlich auch so ein bisschen ausgebremst worden.
Auf der anderen Seite haben sie mal mitbekommen, wie schleppend diese Prozesse sind, also auch das ist, also insofern ist diese Arbeit mit der Realität ein bisschen Fluch und Segen zugleich, könnte man sagen.
Barthel Pester: Alexis, schließt du dich da an, bitte, bei dieser Frage.
Alexis Angelis: Also ich finde erst mal diese Art des Projektes super, weil wir eigentlich nur über ein Erlebnis, also viele Menschen haben bestimmte Dinge noch nicht gesehen und die sind dann auch nicht in der Kopfbibliothek drin, also man hat, man kann sich das vorstellen, was man irgendwie schon mal gesehen hat und wenn wir mal an andere Städte denken, ich weiß, als ich in Berlin gelebt habe, hat irgendwer, ich glaube es waren auch arbeitslose Architekten, haben einen Container in der Spree versenkt, haben es Badeschiff genannt an einer Stelle, die keinen interessiert hat in Friedrichshain, das war nicht wertvoll, da wollte keiner hin und so weiter und später, ein paar Jahre später hat man es im Fernsehen, es hat die WM von da gesendet jeden Tag und das ist ein hipper Ort geworden, drumherum blühte das alles förmlich auf.
Also ich glaube, man muss Dinge tun und man muss eine Art Stadtlabormöglichkeit schaffen, wir haben es in Oldenburg toll erlebt mit dem Theaterhafen, das ist ja so, dass sich die breite Bevölkerung so einen Ort vorher vorstellt, wo Sandhaufen sind und ein Kran, ist nicht so, aber am Theaterhafen hat jeder verstanden, boah ist das hier super und ich finde, das ist ein Mittel, das man temporär von der Politik, aber auch von der Stadtplanung, von der Verwaltung nutzen kann, um erstmal die Köpfe zu öffnen, also das finde ich ist ganz wichtig und der zweite Punkt, der mir eben bei der Frage, wie du sie am Anfang gestellt hast, einfiel, ist dieses Konfliktthema, wegkommen, das passiert gefühlt immer wieder, ich glaube nicht nur in Oldenburg, dann wird so ein Häppchen hingeschrieben, da hat man sich was überlegt, das ist oft auch gar nicht so schlecht, was man sich überlegt hat, dann wird es aber nicht richtig kommuniziert und dann geht es los und dann ist es in der Zeitung und dann wird es diskutiert, da gibt es Leserbriefe, ich glaube, dass es andersrum gehen muss, dass man eine Vision voran stellen muss, dass man eine große Idee entwickeln muss, auch gesellschaftlich, die auch diskutieren muss und sich über Grundtendenzen einig sein sollte und das ist ein Punkt, den kann man auch partizipativ gut, da kann man die Menschen mitnehmen, man kann darüber abstimmen, wollen wir eine Fahrradstadt sein, wollen wir, was weiß ich, ohne irgendwie Hürden zur Schule X kommen oder so, da kann man sich einig werden, wollen wir eine größere Fußgängerzone bekommen, als wir sie heute schon haben und so weiter und dann muss man, wenn man sich einig ist, dann muss man einen professionellen Prozess anstoßen und es auf richtige Beine stellen und ich habe letztes Jahr waren wir mit dem Büro, mit dem ganzen Büro in Kopenhagen, ich war zweimal da im letzten Jahr und ich habe ein Papier gesehen von der Stadtplanung in Kopenhagen und die haben Papier aufgestellt, da stand drauf, wir wollen die beste Fahrradstadt in Europa werden oder Welt, es könnte auch die Welt gewesen sein, selbstbewusst, wir wollen das, wir wollen das, also das hast du gelesen und hast gedacht, wow, also erstmal frech, mutig, super, ja und wenn man sowas hat und ich glaube dann ist plötzlich, dann zieht sich jeder ein T-Shirt an, ja wir wollen Weltmeister werden, das nimmt Leute mit und dann diskutiert man nicht mehr, ob jetzt irgendwie ein Stellplatz futsch ist oder was weiß ich, ja also es geht doch dann um ein anderes Thema und ich glaube, das ist so ein bisschen das, was mir hier in der Diskussion oft fehlt, das hat auch was mit der Kommune zu tun,
Barthel Pester: Norddeutscher Zurückhaltung.
Alex Angelis: Naja wir müssen auch nicht denken, dass es woanders immer besser ist, aber man kann diese Prozesse anders gestalten, ich glaube vorne eine Vision, Mut haben ein Ziel zu definieren und dann macht Spaß dem zu folgen.
Barthel Pester: Ja, wäre doch ein cooles Ziel.
Frau Schacht hat ja eben schon darauf hingewiesen, dass viele Menschen hier Fahrrad fahren, weil es flach ist, klar 42 Prozent der sich bewegenden fahren mit dem Fahrrad, das ist gut, aber man könnte ja zum Beispiel sagen, warum nicht 75 Prozent, also in diese Richtung denken.
Michael, du hast eben beim Stichwort untere Nadorster Straße hast schon gezuckt, geht alles viel zu langsam in dieser Stadt.
Michael Wenzel: Ich zuck die ganze Zeit, das ist wahrscheinlich ...
Barthel Pester: Da ist der Ulf schon entspannter.
Michael Wenzel: Man fängt an zu zucken. Vor allem weil ich noch die Visionen habe, die Sie gerade angedeutet haben. Ich bin tatsächlich auch extra in die Politik gegangen, um diese kreative Ader, um diese Vision, die ich im Kopf habe auch umzusetzen.
Ja, Nadorster Straße, untere Nadorster Straße, also Katastrophe.
Wieso dauert das jetzt noch ein halbes Jahr, um eine Protected Bike Lane in Pop-Up quasi umzusetzen? Ist mir ein absolutes Rätsel. Ich weiß es nicht, aber das ist nicht das einzige Projekt. Wir haben vor nicht allzu langer Zeit, vor gut einem Jahr her, beschlossen, dass es eine Fahrradstraßenachse vom Fliegerhorst bis in die Innenstadt geben soll. Eine ganze Achse an Fahrradstraßen, die aneinander hängen, die den Radverkehr weiter befördern. Und genau das ist das Thema. Wenn wir es einmal haben, dann ist das geil.
Ich höre so viele Menschen bei mir in der Gegend. Ich wohne nun auch in Bloherfelde, der Quellenweg. Wer da noch nicht war, fährt da mal bitte drüber. Das ist ein ganz anderes Lebensgefühl. Ganz ehrlich, wem gehört die Stadt? Oldenburg gehört den Radfahrern in allererster Linie. Ich glaube 95 Prozent der Menschen hier haben ein Rad und die vermissen diese Qualität. Und diese Qualität von Fahrradstraßen, die wird jetzt erstmalig in Oldenburg wirklich geschaffen. Weil das, was wir bisher hatten, tut mir leid, vielleicht noch am Haarenufer, wo dann die Parkplätze irgendwann mal beseitigt wurden, aber wenn ich an die Haareneschstraße denke, Katastrophe, das hat nichts mit einer Fahrradstraße zu tun. Und dann verstehe ich, dass diese Instrumente, Pop-Up, Fahrradstraße und so weiter auch verbrannt werden, wenn man es nicht vernünftig macht.
Und das wünsche ich mir. Ich wünsche mir vernünftige Qualität, vernünftige Radwege, vernünftige Fahrradstraßen, vernünftige Pop-Up-Möglichkeiten, vernünftige Instrumente, damit die Menschen sehen, es geht. Und damit die Menschen es lieben lernen und damit die Menschen Bock drauf haben, dass wir in der ganzen Stadt ein Netz an Fahrradstraßen haben.
Barthel Pester: Ulf, die Frage mit dem Konflikt von wegen Verkehr auch an dich, weil du fährst ja auch also am liebsten Fahrrad.
Ulf Prange: Ausgesprochen gerne und eigentlich nahezu ausschließlich. Und ich nutze den Quellenweg tatsächlich auch jeden Tag und habe festgestellt, dass also viel, viel mehr Menschen da jetzt mit dem Fahrrad langfahren als vorher. Und daran sieht man einfach, wenn man ein attraktives Angebot macht, dass das eben halt auch funktioniert und dass wir das auch brauchen. Wir haben gesagt in der Stadt Oldenburg auch mit einer sehr, sehr breiten Mehrheit, das war ja weitestgehend einstimmig, dass wir klimaneutral werden wollen bis 2035. Das glaube ich ein ehrgeiziges Ziel, was alle Fraktionen miteinander beschlossen haben, wo sich glaube ich auch breite Teile der Stadtgesellschaft hinterversammeln können. Wenn es dann aber um die Umsetzung geht und das noch auf so einer Metaebene ist, hat das eine sehr große Unterstützung. Wenn es dann aber ins Detail geht und es auch für Menschen mit Veränderungen und Einschränkungen zu tun hat, führt das natürlich auch zu Konflikten, zu Ängsten und das ist, glaube ich, die große Herausforderung Menschen mitzunehmen. Und da bin ich ganz bei Angelis, wir brauchen gute Beispiele und ich finde der Quellenweg, wie er jetzt ausgebaut ist, ist zumindest für Fahrradfahrer ein totaler Gewinn. Und da kann man vielleicht noch irgendwelche Details regeln, aber dann hat man da, glaube ich, auch mal etwas, weil das ist auch für Politik schwierig, etwas zu erklären, ohne dass da ein Bild hintersteht. Und diese Kombinationen, also Ziele zu haben und die dann eben halt auch mit Beispielen visuell und auch erfahrbar zu machen, das ist, glaube ich, unheimlich wichtig. Und ich glaube, Fahrradfahren ist in Oldenburg wichtig, ist auch ausbaufähig, aber wir dürfen eben auch nicht den ÖPNV aus dem Blick verlieren. Ich glaube, da haben wir noch eine größere Herausforderung, wenn man sich im Model Split anguckt, wie wenig Menschen den ÖPNV nutzen. Und wenn wir eben halt den Pkw-Verkehr, was ich ausdrücklich richtig finde, zurückdrängen müssen, müssen wir aber auch eben für Menschen, die mit dem Fahrrad nicht fahren wollen oder können auch oftmals eben halt ein besseres ÖPNV-Angebot haben. Ich glaube, das muss man zusammen denken, dann kriegt man auch eine Akzeptanz.
Barthel Pester: Aber da ist ja jetzt auch so ein Pilotversuch wieder am Start, nämlich mit dem Wallring. Wann kommt der mit der Busspur?
Ulf Prange: Ja, also wir haben ja schon vor 20 Jahren mal so ein Modell gehabt, was gescheitert ist. Das hat auch dazu geführt, dass ganz lange Politik sich da nicht mehr dran getraut hat. Dann hat es in der letzten Ratsperiode vor drei, vier Jahren ein ganz breites Bündnis gegeben, wo alle außer CDU und AfD mitgemacht haben und in einem gemeinsamen Antrag gesagt haben, wir wollen den Einbahnring.
So und dann hat die Verwaltung gesagt, wir machen ja den Mobilitätsplan und dann wird das da ein Teilplan, ein Teilkonzept. Das liegt jetzt vor. Ich finde das ausgesprochen gut, weil das ist ja kein Selbstzweck. Wir wollen damit den Busverkehr verlässlicher und schneller machen. Die Oldenburger Struktur, Stadtstruktur mit den großen Einfallstraßen führt ja dazu, dass die Busse alle über den Innenstadtring müssen und da stehen sie halt im Stau mit allen anderen und das macht den ÖPNV so unattraktiv und dieses Teilkonzept werden wir dann ja hoffentlich in der nächsten Ratssitzung mit den anderen beschließen und das ist dann die Grundlage der Umsetzung. Umsetzung bedeutet auch immer, wenn wir dann mit der Verwaltung ins Gericht gehen, manchmal warum bestimmte Dinge nicht so schnell funktionieren, müssen wir auch feststellen, dass es mittlerweile auch fehlt an bestimmten Ingenieurleistungen, das Bauleistungen einzukaufen, zunehmend ein Problem ist, also der Fachkräftemangel ist gerade auch für die öffentliche Hand ein riesengroßes Problem in diesen Disziplinen, Menschen zu finden, die in der öffentlichen Verwaltung arbeiten. Das ist zumindest auch etwas, was nervt, weil wir das natürlich gerne umgesetzt sehen wollen und damüssen wir eben auch gucken, wie wir da Verfahren finden, auch mit externen Vergaben, dass wir da schneller und schlagkräftiger werden.
Barthel Pester: Ja, da sind Stellen jahrelang nicht besetzt. Alexis, du hast eben den Begriff Mut, mutig so fröhlich ausgesprochen. Ich glaube, ich bin ja kein Oldenburger, hier ist Deutschlands erste Fußgängerzone.
Es war Kassel, Frau Havekost. Okay, dann die zweite.
Alexis Angelis: Man erzählt die größte oder so.
Barthel Pester: Die erste Zusammenhängende, sagt der gebürtige Oldenburger.
Alexis Angelis: Das ist die größte Zusammenhängende.
Barthel Pester: Also die Älteren unter uns erinnern sich, es war 1967. Ich glaube, das war ziemlich mutig. Welchen Mut braucht es heute? Also Ulf hat es gerade schon angesprochen, diese eine Spur, Wallring und so, braucht man schon. Aber was braucht es auch wirklich, damit sich nachhaltig was verändert, weil diese Spur, die vor 20 Jahren mal eingerichtet wurde, ich glaube, die ist nach vier Wochen kläglich wieder so zurückgebaut worden.
Alexis Angelis: Also ich glaube, dass die Zeit, in der wir leben, eine Zeit des absoluten Wandels in allem ist, dass sich alle Gesetzmäßigkeiten verschieben, alle Parameter im Grunde und in der Diskussion, das sieht man immer wieder, wird das nicht bedacht. Es wird immer quasi die Zukunft, wenn man versucht, die Zukunft zu entscheiden mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit, auch gerade in der Politik, da habe ich schon mal einen auf den Deckel gekriegt, das schlage ich mal nicht mehr vor, kann ich verstehen. Also das traut man sich dann nicht mehr ran und ich finde das eben frappierend und beim Einzelhandel ist es so ein Thema, das ist jetzt das, womit ich gerade viel zu tun gehabt habe, weil eben das Core immer wieder diskutiert wird. Ja und dann sagt man natürlich, ja da möchten wir aber möchten, dass es so funktioniert, wie es immer funktioniert hat, aber es tut es eben nicht mehr und wir können entweder es immer wieder wünschen und uns hinstellen und traurig sein oder wir können sagen, was ist da eigentlich für eine Chance und noch mal, wenn man dieses Beispiel nimmt, ist das eigentlich schlechter, wenn Menschen einer anderen Handlung nachgehen als nur kaufen und verkaufen, das ist ein Teil der Stadt, aber es gibt so viel mehr.
Barthel Pester: Aber dann ist doch eigentlich, Entschuldigung, wenn ich dich jetzt unterbreche, diese Sterbehilfe für dieses eine große Kaufhaus neben dem Schloss, das ist doch einfach dann rausgeschmissenes Geld.
Alexis Angelis: Ich meine, das ist natürlich ein hartes Wort, aber ich würde natürlich auch sagen und das ist ja auch im Grunde schon Tenor, dass man aufpassen sollte, dass man nicht noch mehr hinterher wirft hinter einem Konzept, was möglicherweise oder vielleicht überall nicht mehr funktioniert. Das ist erst mal eine harte Pille und da sind wir eigentlich ähnlich wie bei der Mobilität an der Stelle, dass wir gut dran tun, wenn wir erst darüber nachdenken, was könnte sein und das auch kommunizieren und das ist vielleicht ein Thema. Also es reicht nicht nur, gute Pläne zu machen und zu haben, sondern es auch zu koppeln mit einer Kommunikation und da können wir alle lernen von anderen Bereichen, also das ist total wichtig und Mobilität ist auch so ein Thema, wenn wir erst mal denken, was wäre eigentlich eine gute Mobilität oder was würde für mich ein gutes Einkaufserlebnis sein, dann komme ich eventuell zu ganz anderen Schlüssen.
Die meisten Menschen kleben an so einer Sache, also nach dem Motto, habe ich immer so gehabt oder klar, wenn ich eine halbe Stunde auf dem Bus warte, der eventuell dann einmal nicht kommt oder es regnet dazu, dann habe ich auch keine Lust auf Bus fahren, aber wenn es anders wäre, wenn ich alle fünf Minuten umsonst Bus fahren könnte, dann stellt sich die Frage anders und ich glaube, wir haben das in dem, wie hieß das, 49 Euro oder 9 Euro war es ja erst, Ticket erlebt, wie plötzlich, gab auch negative Seiten, wenn ich jetzt bestimmt, aber ich fand das erstaunlich, wie plötzlich quasi, wie Menschen sich dafür entschieden haben und gesagt haben, es ist einfach besser, ja, also es ist einfach praktischer und ich erzähle auch gern, wir waren in Paris kürzlich und sind nur noch mit verschiedenen Verkehrsmitteln gefahren, das war aber nie mehr die U-Bahn oder sonst was und auch kein Auto, kein Taxi, sondern es war ein Roller, es waren Elektrofahrräder, es waren Fahrräder, je nach Distanz und es war am smartesten, es war am einfachsten und am schnellsten und am günstigsten, also ich habe das nicht gemacht, um ein Statement zu machen, sondern weil es besser war.
Barthel Petser: Ach komm, du wolltest auch ein bisschen schick und zeitgemäß und urban daher kommen.
Uta, was ist das 9-Euro-Ticket für Oldenburg? Wie mutig musst du sein? Wie mutig möchtest du sein? Also in der Lehre kann man ja viel mal so predigen.
Uta Gelbke: Also ich jetzt persönlich nicht, ich würde das mal umdrehen wollen, ich glaube der Mut, also da gibt es ja genug Themen, die brennen und die angegangen werden müssen und wenn man Mut und eine starke Vision, wie wir vorhin gehört haben, brauchen, ich finde man muss auch mal die andere Seite, also ich würde mal ein bisschen Stadtverwaltung und Politik zur Seite springen, dass es braucht nicht nur immer das von oben die Vision und so, sondern es braucht auch von der Zivilgesellschaft ein Engagement und Mut für den Perspektivwechsel, also sich vielleicht auch mal diese Änderung vorstellen zu können, vielleicht auch mal sich auf das Neue einlassen zu können, sich zu beteiligen und zwar wirklich, also agile Beteiligung, eine bunte Beteiligung, also dass ich wirklich eben jetzt noch mal das Beispiel mit unserem Pop-Up-Stadtraum, das ist so ein Sanierungsbeirat, der, sag ich mal, diplomatisch sehr einseitig besetzt war und dann auch noch sehr in sehr geringer Anzahl an Personen überhaupt da war, also da kommt man nicht weiter.
Barthel Pester: Also wenn ich es richtig verstehe, ist Partizipation in dem Fall nicht so förderlich?
Uta Gelbke: Ich finde ja, Partizipation kann auch das Ende von Planung sein, natürlich ist es wichtig Leute mitzunehmen und Beteiligung ist unbedingt ein Thema geworden in den letzten Jahren, aber eine Beteiligung verpflichtet eben auch. Also wenn ich so einen Beiratssitz habe, dann muss ich ihn wahrnehmen, weil ich habe nämlich eine Vermittlerrolle, ich vermittel zwischen dem Quartier und der Stadt, ich trag die Informationen in beide Richtungen und in unserem Fall ist das sicherlich auch für die Stadtseite, für die Verwaltungsseite jetzt nicht förderlich gewesen, da kommt keiner. Wollen die das oder wollen die das nicht? Streiken die jetzt hier gerade oder haben die eigentlich noch ein Interesse? Das war jetzt mal das Beispiel mit dem Beirat, aber ich würde das noch viel weiterfassen, dass diese Protected Bike Lane umgesetzt werden soll, ist ja bekannt, das steht auf der Website, das hätte ja jeder von uns schon längst mal einfordern können. Wo ist denn die jetzt?
Also da sind wir schon alle gefragt, auch uns reinzubringen, das zu fordern, was wir an Veränderung sehen wollen und da gibt es glaube ich so viele verschiedene Möglichkeiten, die eigentlich formal da sind von Stadtseite und einen guten Ausschuss und ein Gremium ist jetzt nicht für jeden was, dann müsste es vielleicht noch viel mehr auf der informellen Ebene geben, deswegen war unser Stadtraum ja auch ein Angebot der Beteiligung eigentlich, aber ich denke Mut von allen Seiten, also von Seiten der Zivilgesellschaft eben auch.
Barthel Pester: Frau Schacht, sie sind ja per se mutig, weil sie jetzt in dieser Stadt arbeiten, das unterstelle ich jetzt einfach mal, das ist ja auch so eine Gradwanderung. Wo sind so Parameter, wo sie so auch ein bisschen vielleicht auch Sorge haben mal über das Ziel hinaus zu schießen, je mehr sie diese Stadt auch so kennenlernen?
Christine-Petra Schacht: Also ich bin schon immer für nur Mut, weil ohne Mut ändert man nichts und man muss natürlich auch das Echo dann aushalten, schönes Beispiel ist ja der Quellenweg, aber da haben wir ja auch gemacht, wir machen das jetzt und jetzt müssen wir auch mit dem Ergebnis leben, Kommunikation ist unglaublich wichtig, ich glaube da haben wir auch in der Verwaltung noch viel Luft nach oben, also wie wir unsere Themen auch platzieren, wie wir Bürger und Bürgerinnen und ich möchte sie gar nicht immer nur mitnehmen, ich möchte sie mit einbinden, damit ich auch Verantwortung teilen kann, weil ich glaube das ist auch wirklich so ein Thema, was mich auch gerade immer sehr umtreibt, die Verwaltung muss das und das und das hat sie wieder nicht gemacht, aber ich sage Stadt ist schon ein Projekt von allen in dieser Stadt und insofern ist auch die Verantwortung liegt auch bei allen und das Thema Beteiligung, wir machen Angebote der Beteiligung, da kann man noch mal über die Bandbreite nachdenken, aber wie das dann von der anderen Seite wahrgenommen wird, das ist natürlich auch wieder in der Eigenverantwortung der Bürger und Bürgerinnen und jetzt habe ich die Frage vergessen ... hab ich mich so in Rage geredet.
Barthel Pester: Ich möchte gar nicht erleben, wie sie sich in Rage reden.
Christine-Petra Schacht: Ach so, okay. Da können Sie mal meine Leute im Amt fragen, die haben das schon ein paar Mal mitgekriegt.
Barthel Pester: Echt, in der kurzen Zeit?
Christine-Petra Schacht: Ja, also ich dachte am Anfang, ich bin da noch sehr gemäßigt, aber so langsam weiß ich ja schon auch, wo ich hier bin, was ich möchte, was mir wichtig ist und das ist für mich natürlich schon auch sehr schön zu sehen, dass ich doch auch sehr motivierte Leute in meinem Dezernat habe, die auch die Themen schon gleich betrachten und auch schottbergen, wir müssen uns auf den Weg machen und ich finde ja, Vision ist wichtig, also dieses große Ganze, hinter dem man sich auch als Stadtgesellschaft versammeln kann und da reicht es nicht, wenn das eine Fraktion ist oder ein Mensch, sondern es muss schon dieses Wir, das ist uns wichtig, aber auf der anderen Seite finde ich es auch genauso wichtig, einfach mal Sachen auf die Strecke zu bringen.
Barthel Pester: Ich glaube, das ist mal einen Applaus wert.
Christine-Petra Schacht: Weil wir haben ja viele, viele Konzepte auch, das ist auch das, was mich an dieser Stadt auch so begeistert hat, auch die Zusammenarbeit mit Fridays for Future, wie dieser ganze Klimaschutzplan entstanden ist und das war ja auch ein Ringen um die Inhalte und es gab dann ein für mich fand ich wirklich vorbildliches Ergebnis, ich kenne andere Kommunen, die sind mit den jungen Menschen aus dieser Bewegung ganz anders umgegangen, aber auch einfach mal was machen. Einfach eben mal so ein Parkplatz, man kann ein grünes Zimmer bestellen, über sechs Monate, das kann man da mal hinstellen, ist es eine ganz andere Qualität.
Ja, ich gucke gerade nach Mitteln in meinem Dezernat, die kann man in der Tat bestellen und dann steht da einfach mal, auf einmal hat man ein grünes Zimmer im Stadtraum, wo vorher ein Auto stand zum Beispiel und das ist glaube ich wichtig, dass es nicht darum geht, wir nehmen irgendjemandem was weg, sondern dass es darum geht, wir schaffen was anderes, wir schaffen einen Mehrwert, der dann auch für alle ist und nicht nur vielleicht für den, der in diesem Moment da sein persönliches Bedürfnis befriedigt.
Barthel Pester: Die Mutfrage geht natürlich auch an die Kommunalpolitik und ich finde, die ist ja für euch nicht so leicht zu beantworten. Ulf, du hast gerade auch schon gesagt, Menschen, so Veränderungen und so, nicht so leicht, ihr wollt alle fünf Jahre wiedergewählt werden, wie viel Mut leistest du dir überhaupt?
Ulf Prange: Also Wiederwahl ist ja kein Selbstzweck, aber wenn man nachhaltig was gestalten will, braucht man natürlich Mehrheiten und wenn man an einem Rad überdreht, gibt es vielleicht andere Mehrheiten, die das wieder zurückdrehen und das muss man natürlich immer mitdenken und deswegen muss man glaube ich auch langfristig das ganze angehen und ich habe das ja eben gesagt mit diesem Innenstadt Einbahnring, das habe ich so wahrgenommen, dass das nach diesem gescheiterten Versuch wirklich so verbrannt war, dass sich das keiner weder Verwaltung noch Politik getraut hat, das anzufassen. So, das ist ja auch ein ganz negatives Beispiel und es ist aber ja auch toll, dass wir in so einem breiten Parteienbündnis das hinbekommen haben und ohne mutige Entscheidung geht es nicht und ich finde auch, dass durchaus Kommunalpolitik diesen Mut hat. Also diese ganzen Dinge, wenn man jetzt zum Beispiel die Debatte um diesen Mobilitätsplan und die Teilkonzepte sich anguckt, da gibt es ja auch ganz, ganz viel Kritik. Ich finde das ist auch berechtigt, die müssen wir uns auch anhören, damit müssen wir uns beschäftigen, damit wir eben halt auch eine gesellschaftliche Mehrheit für diese Themen gewinnen und mitnehmen, damit wir das eben halt auch umsetzen können, weil wenn nach drei, vier Jahren Schluss ist und alles wird wieder zurückgerollt, dann ist der Sache ja nicht gedient und ich glaube, das muss man mitdenken und Ängste bei Menschen, bei Veränderungen, das ist normal, glaube ich, bin kein Psychologe, aber ich glaube, das ist schon irgendwie nachvollziehbar und deswegen braucht es auch immer wieder Beteiligungsformate und Möglichkeiten, wo man eben in den Austausch kommt, wo man erklären kann, was man damit machen will und dann wird man glaube ich auch Menschen davon überzeugen können.
Barthel Pester: Dein Bündnispartner Michael hat schon Luft geholt.
Michael Wenzel: Jede Politikerin und jeder Politiker, der keinen Mut hat oder die keinen Mut hat, die sollte zu Hause bleiben.
Die haben ehrlicherweise in der Kommunalpolitik nicht viel verloren und das sage ich deshalb, ich will es auch gerne erklären. Wir reden deutschlandweit global, wir reden über Klimaschutz, wir reden über Klimaneutralität, wir reden darüber unsere Veränderungen, die bevorstehen auch umzusetzen, aber wo werden die dann umgesetzt?
In der Kommune werden die umgesetzt. Die Energiewende wird zwar auch von dem Bund und von der Bundesregierung gesteuert, aber umgesetzt wird sie hier. Die Verkehrswende wird hier in der Stadt umgesetzt. Wir entscheiden darüber, wo welche Fahrradstraße entsteht. Wir entscheiden darüber, wie viel Platz der Fußgänger bekommt. Wir entscheiden darüber, wie viel Platz an Parkplätzen wir beispielsweise im Auto zur Verfügung stellen. Und das ist der Mut, den wir als Kommunalpolitiker brauchen, damit wir diese gesamten Prozess in unserer Stadt umsetzen.
Und ehrlicherweise auch nicht nur die Kommunalpolitikerinnen und Politiker. Wenn ich an die Wirtschaft denke, die müssen jetzt extrem viel Mut beweisen.
Der Handel. Ich meine, IHK, CMO und wer auch immer noch mit quasi in der Innenstadt als Akteur oder als Interessensgruppe agiert, die kommen jetzt auf uns zu und sagen, sie haben Angst.
Barthel Pester: Gibt's Widerspruch von der IHK.
Michael Wenzel: Gut, dann fühle ich es so, als hätten sie Angst, quasi den Umsatz, den sie haben, zu verlieren. Oder zumindest stark einzuschränken, dadurch, dass wir eine Mobilitätswende, eine Verkehrswende hinbekommen. Aber wir wissen auch, dass sie funktionieren kann. Wir brauchen nur mal in die Niederlande gucken, nach Belgien gucken, nach Kopenhagen gucken. Also wir haben gute Beispiele dafür, dass eine solche Wende, ein solcher Wandel funktionieren kann, auch für den Handel.
Und auch ehrlicherweise die Medienlandschaft, die NWZ, auch die braucht Mut. Die braucht Mut, mal nicht auf Klicks zu setzen. Die braucht Mut, mal die Bevölkerung aufzurütteln. Die braucht Mut, mal zu erklären, zu erläutern, wie der gesamte Zusammenhang funktioniert mit Verkehrswende, mit Klimaschutz, mit Klimaneutralität und nicht nur auf Schlagzeilen zu setzen, die wieder dafür sorgen, dass wir hier in diese Konflikte reinkommen, die wir vielleicht durchaus haben, aber die wir nicht haben müssen.
Barthel Pester: Die Frage, wem gehört die Stadt beschäftigt uns heute hier bei O1, die möchte ich gerne erst am Ende der Sendung beantwortet wissen. Ich möchte euch alle gerne mal auf einen Raum beamen, hier in dieser Stadt, dass ihr mal ganz rucki zucki sagt, wie stellt ihr euch das vor?
Uta, du den Pferdemarkt. Du nickst.
Alexis, du den Raum am Stadtmuseum, weil der liegt ja nahe hinter dem Core, zwischen Core und Stadtmuseum.
Frau Schacht, was halten sie von der Staulinie?
Michael, die untere Nadorser Straße ist jetzt irgendwie schon weg, finde ich, oder? Ist langweilig.
Okay, was nehmen wir dann? Mal einen Stadtteil? Die wollte ich doch noch, die wollte ich dem Ulf geben. Die 91er Straße, ehemaliges Grundstück vom Finanzamt. Du denkst dir irgendeine aus, okay?
Damm, mit der Cäcilienbrücke, alles klar, ist gebucht. Komm, sei mutig.
Uta, Pferdemarkt, was stellste dir vor? Ist doch ne super Fläche, zweimal, dreimal die Woche Markt und ansonsten?
Uta Gelbke: Genau, super. Also einmal muss man sagen, der Pferdemarkt, also jetzt bin ich auch wieder, kann ich gar nicht richtig objektiv sein, weil mein anderer Kurs das grad bearbeitet tatsächlich. Also die Studenten im Masterkurs machen gerade wirklich ein großes Entwurfsprojekt zu dem ganzen Sanierungsgebiet nördliche Innenstadt.
Barthel Pester: Frau Schacht, sie hören natürlich zu, ist klar jetzt.
Uta Gelbke: Also die steigen im Prinzip, also die vorbereitenden Untersuchungen sind ja dazu gelaufen und die sind gerade in dieser Phase Rahmenpläne zu erstellen und in so eine städtebauliche Vertiefung einzusteigen. Eigentlich der logisch nächste Schritt, der ja auch dann irgendwie folgen würde und insofern kann ich vielleicht mal ein bisschen sagen, was wir da so diskutieren im Kurs.
Barthel Pester: Ich bin ein bisschen gespannt.
Uta Gelbke: Und ich fasse es kurz, es sind verschiedene Ideen im Wesentlichen. Die Frage, die sich stellt, ist, dieses Wertlegen auf eine Markt- und Veranstaltungsfläche, was die vorbereitenden Untersuchungen sagen, was das ISEC sagt. Ist das so nachhaltig? Also da haben wir wieder Handel und Erleben, was ja schon eine Innenstrategie programmiert hatte und das basiert so auf diesen alten Ideen, das scheint zu wenig.
Also haben wir es umsortiert, also einmal die Verkehrsflächen reduziert, völlig umorganisiert den Verkehr, den Markt erhalten. Natürlich, man der ist eine Institution, klar, aber den teilweise umgelegt. Zum Beispiel auch gibt es Ideen, den unter die Bahntrasse zu legen, also ähnlich wie vielleicht in Hamburg-Harvestehude, der Isemarkt, damit diese räumliche Grenze, diese Zäsur, die diese Bahntrasse ist, vielleicht eher eine Vermittlungsposition einnehmen kann, damit der Markt vielleicht auch eher an die Innenstadt ranrutscht und dieses Problem mit der Heiligengeiststraße, die so ein bisschen so ein totes Ende hat, aber das greift dann in die 91er-Straße rein. Ich will jetzt nicht in das fremde Gebiet...
Barthel Pester: Bitte nicht wildern.
Uta Gelbke: Nicht wildern, genau. Und dann aber jedenfalls die Pferdemarktfläche freispielen, den ruhenden Verkehr raus, den Markt vielleicht anders organisieren und dann kann da Grünraum entstehen. Da können da Sport- und Spielflächen entstehen. Wichtig einfach multifunktionale Freiflächennutzung.
Barthel Pester: Jetzt üben wir mal das Applausometer. Klingt sehr wohlwollend. Frau Schacht, die Staulinie.
Christine-Petra Schacht: Ja, die Staulinie.
Ja, Oldenburg ist ja eine Stadt mit Wasser, eigentlich ja auch Wasser. Das habe ich aber erst an den alten Stadtmodellen, die ich mir im Archiv des Stadtmuseums angucken durfte, gemerkt. Und ich finde, das ist schon auch eine wichtige Idee für die Stadt, das Wasser wieder mehr in die Stadt zu holen und auch erlebbar zu machen. Und eben nicht dieses Thema Verkehr, was wir gerade schon hatten, diese Zäsur, sondern wirklich dann auch das entsprechend erlebbar zu machen.
Das wäre so meine Idee.
Barthel Pester: Aber ich habe es jetzt noch bildlich nicht so genau vor mir. Also da sind glaube ich vier Autospuren, dann der Wasserzug, schöne alte Bäume, da fahren Busse, da fahren auf einem...
Christine-Petra Schacht: Ja, also Parken wäre, also ist jetzt auch aus anderen Gründen schwierig mit dem alten Baumbestand. Das ist ein Thema, das haben wir schon auf dem Schirm auch. Also natürlich ist es wichtig, dass wir dann auch eben Möglichkeiten haben. Also ich habe da schon ein Bild, ich sehe da eine Promenade, ich sehe da, dass man sitzen kann am Wasser, also dass dann auch vielleicht ein kleiner Biergarten, ein kleines Café ist, ein Weinbrunnen. Ich komme ja aus, war ja vier Jahre an der Mosel, da ist das eine ganz wichtige Institution.
Barthel Pester: Hier ist das so der Tee, aber kann man auch schön trinken.
Alexis Angelis: Mehr Wein für Oldenburg wäre doch ein Programmpunkt für die Legislatur.
Christine-Petra Schacht: Da werde ich gleich in eine Ecke gesteckt, da muss ich ein bisschen aufpassen.
Aber das ist halt wirklich so ein Promenade, also so am Wasser sein, also dass man das halt einfach erlebt und dass der Verkehr wirklich untergeordnet ist. Und das ist ja auch die Idee dann im Weiteren, dass man natürlich diese vier Spuren zurück braucht, weil ich finde jetzt gar nicht, dass in den Städten, wo ich vorher war, ist viel viel mehr Verkehr als in Oldenburg, dass das hier so ein unglaubliches Thema ist, also dass die Stadt am Verkehr erstickt. Es gibt immer mal die Rush Hour, aber die haben wir überall, es gibt die vier Weihnachts-Samstage, da ist auch viel los, aber sonst muss ich sagen, ist der Verkehr hier eigentlich für mich als Außenstehende sehr entspannt zu betrachten und da kann man auch durchaus auf Spuren verzichten und das ist ja genau das, was wir auch jetzt im Zusammenhang, ich will jetzt auch nicht den anderen die Themen wegnehmen, aber dass wir natürlich jetzt auch intern eine Gruppe gegründet haben im Dezernat, wo wir uns genau auch mit dem Thema Pferdemarkt, 91er Straße, dieses ganze Entree auch in die nördliche Innenstadt, wie kommt man rein, weil das ist der Endpunkt der Fußgängerzone, der wirklich nicht gut definiert ist und wie führen wir das auch jenseits der Fußgängerzone dann eben auch in dem Außenbereich weiter?
Barthel Pester: Und man muss ja dann auch mal an die neuen Gebiete im Hafen denken, die sind ja irgendwie so ein bisschen so abgeschnitten für sich.
Alexis, du gehst weiter am Stadtmuseum, da kommt ein neues Stadtmuseum hin, da sollen auch viele Menschen rein, würde ich jetzt mal vermuten, wenn man neu baut, dann sollte das auch gut erreichbar sein, oder?
Alexis Angelis: Ja, ich hatte eben gedacht, da hätte ich auch gern was zugesagt zum Pferdemarkt, aber das hängt alles zusammen, Stauelinie, im Grunde ist es ja ein Gebiet und man muss sagen, das ist das Potenzialgebiet in Oldenburg und ich finde es frappierend, wie wir eigentlich ohne was zu verlieren ganz, ganz viel gewinnen könnten, also es ist ja nicht so, dass wir da was aufgeben würden, sondern wir haben ungenutzte Räume dort, die wir erschließen könnten und die ganzen Bereiche sind rein vom Verkehr gedacht, das muss man sagen und das ist jetzt gerade am Stadtmuseum ist ja so ein Beispiel mit einer riesen Barriere in der Mitte, auch den vier Spuren, das geht da natürlich über, also es ist auf keinen Fall ein Ort für Menschen, ich bin da jetzt ein bisschen befangen insofern, weil wir auch dort die Öffentliche Versicherung, haben wir den Wettbewerb gewonnen, planen das,aber auch da ist...
Barthel Pester: Aber die Befangenheit freut mich.
Ja gut, nur um zu sagen, wir sind damit beschäftigt, natürlich nicht mit dem Straßenraum, aber uns war zum Beispiel wichtig, mit dem Stadtmuseum zusammen und dem Neubau der Öffentlichen einen Platz zu schaffen, einen Platzraum vorne, der diese neuen Punkte zu was zusammenführt, was Stadt macht, also einen Ort zu schaffen und so weit wir das können als Architekten, wir können ja nicht dem Bauherrn jetzt sagen, wie er bis ins Letzte zu leben hat, aber unser Entwurf trägt ja auch eine Öffentlichkeit in die Öffentliche rein. Interessantes Wortspiel, also das war die Idee, haben wir so aufgegriffen, das heißt der Vorplatz zusammen mit dem Museum und dann natürlich für mich der Brückenschlag rüber zum Core, das wäre super und wenn man sich weiterdenkt, wir haben ein EWE-Areal, wo ich sagen muss, da müssen wir schon auch aufpassen, dass dieses Areal, dass da nicht passiert, was da passieren möchte.
Das ist, ich meine, richtig Stadt und das wird Oldenburg prägen und diese Verbindung können wir dort schaffen. Da muss man, ich weiß das ist zum Beispiel nicht so einfach politisch wahrscheinlich, aber da muss die Stadt auch ein gutes Wörtchen mitreden und da muss es einen Plan geben und genauso ist am Pferdemarkt und 91er auch.
Barthel Pester: Ich habe dir vielleicht den Gamechanger übertragen, nämlich die 91er Straße, da ist ja nur ein ganz großes Kino angesagt.
Ulf Prange: Also ich habe den großen Wunsch, dass die Stadt diese Fläche erwirbt, um dort gestalten zu können. Das ist glaube ich ein ganz wesentlicher Punkt und ich stelle mir da einen Raum vor, der das, was wir vorhin ja auch mit öffentlichen Raum diskutiert haben, erfüllt. Aber nicht, dass wir da nur eine Parkanlage oder sowas machen. Ich glaube, es braucht schon eine Freifläche, die attraktiv ist, aber es braucht aber auch ein architektonisches Element, weil das ist einfach der Beginn der nördlichen Innenstadt. Das diskutieren wir ja in diesen anderen Teilbereichen, die eben schon vorgestellt worden sind. Da haben wir auch dankenswerterweise ein Sanierungsgebiet vom Land bewilligt bekommen und da braucht es, finde ich, schon eine unheimlich attraktive Architektur. Vielleicht auch, die mal diesen ökologischen Gedanken nach vorne trägt, dass man eben vielleicht mal ein Gebäude baut, was auch sichtbar mit Begrünung arbeitet, mit sichtbarer Photovoltaik, um eben einfach mal zu zeigen, dass wir eine Stadt sind, die sowas will, die sowas kann und vielleicht auch Vorbild ist dann in Rahmen so eines öffentlichen Bauvorhabens für Private. Also das einfach mal zu zeigen an einer prominenten Stelle und damit die Innenstadt vom Norden her auch nochmal sichtbarer und attraktiver zu machen. Und wenn es um Nutzungen geht, wie gesagt viel Fläche drumrum, lieber ein bisschen höher und dafür eine Freifläche haben, muss auch innen drin zumindestens stattfinden, was für Bürgerinnen und Bürger begehbar ist. Also ich habe immer noch den Wunsch, dass man vielleicht auch ein Teil der Universität vielleicht in so einem Gebäude unterbringt, um junge Menschen reinzubringen. Wir können dann bei Angelis in der Markthalle im Core sich mittags auch schön verpflegen. Nein, aber dass man auch solche Beziehungen hat zwischen dem Core , was ja auch ein ganz innovativer Ort ist, da würde sowas gut hinpassen. Kultur kann man sich an so einem Ort natürlich auch immer vorstellen, aber vielleicht auch bürgerschaftlich getragene Nutzungen, die da stattfinden können, irgendwie ein Ort für alle. Das wäre natürlich wirklich eine Vision und wenn man die mal formuliert, kriegt man vielleicht auch viele Menschen, die sich dahinter stellen. Aber ganz entscheidend ist, glaube ich, dass wir als Stadt die maximale Kontrolle über dieses Grundstück halten und das werden wir nur tun, wenn wir es erwerben. Man kann natürlich auch über Bauplanungsrecht viele Dinge gestalten und beeinflussen, aber da selber die Finger drauf zu haben als Stadt, wäre schon sehr wünschenswert.
Bartel Pester: Das glaube ich auch. Ich bin gespannt, welchen Raum in Oldenburg du dir jetzt ausgesucht hast.
Michael Wenzel: Naja, ich hatte ja die Aufgabe, den Damm mir vorzunehmen. Ich habe den mal gedanklich erweitert um den Schlossplatz, weil ehrlicherweise bin ich ein bisschen anderer Meinung als Ulf, der vorhin gesagt hat, von wegen der Schlossplatz wäre gut gelungen. Wenn ich auf den Schlossplatz gucke, dann sehe ich dort eine, naja, nicht zu betoniert, aber zumindest versiegelte, komplett versiegelte Fläche.
Ich sehe zwei Autoriegel, die quasi dieses Gebäudeensemble, was wir dort eigentlich prädestiniert irgendwie hervorbringen müssen, was wir attraktiv gestalten müssen, was wir dem Schlossplatz quasi wieder zurückgeben müssen, abgeriegelt ist durch die Autos, die dort parken.
Also für mich, und das ist ehrlicherweise ja auch schon beschlossene Sache und Aufgabe wiederum der Verwaltung, das auch endlich umzusetzen, sollte der Schlossplatz anders gestaltet werden. Er sollte viel offener gestaltet werden mit Möglichkeiten, mit Sitzmöglichkeiten, mit weiteren Sitzmöglichkeiten, mit Grünflächen, mit der Erweiterung dieses gesamten Platzes bis an die Häuserzeile ran, damit die, wenn dann der Markt ist, der Weihnachtsmarkt nicht abgeschnitten sind. Es sind alles solche Kleinigkeiten, aber für mich ist der Schlossplatz wirklich noch ein Platz bei uns, der attraktiver und lebenswerter gestaltet werden kann.
Und wenn ich dann an den Damm denke, dann ist das quasi die Blickrichtung direkt aufs Schloss, vom Süden Südosten der Stadt.
Und was passiert auf diesem Damm? Autos. Autos, Autos, Autos. Also quasi nichts anderes. Der Radverkehr wird quasi an die Seite gedrängt und hat dann so einen halben Meter Platz und dann hat noch mal einen halben Meter, oder ich übertreibe jetzt ein bisschen, vielleicht ist es auch ein Meter, Platz der Fußgänger. So und da sind Gastronomie, da sind Geschäfte, da sind Museen. Also ich meine, welcher Gast der Stadt Oldenburg verirrt sich dann in dieses Museum am Damm?
Das ist nicht attraktiv, der wird da nicht hingezogen, der wird da nicht angelockt. Warum machen wir den Damm, und das ist jetzt ganz visionär, und das ist nicht abgesprochen, und das ist gerade in meinem Kopf entstanden, wirklich nicht autofrei, sodass wir diese Cäcilienbrücke, ja ich meine, das ist ein Thema, klar brauchen wir die vielleicht, wenn man die Amalienbrücke irgendwie saniert werden muss, aber warum ist die nicht der Fußgänger- und Radverkehr-Knotenpunkt für die gesamte Südstadt, sodass man diesen Damm entlang direkt aufs Schloss zugehen kann, flanieren kann, kann mit dem Rad langfahren und hat einen richtig neuen schönen Stadtraum.
Barthel Pester: Es gibt eine Meldung aus dem Publikum, wenn Sie eben aufstehen und sich kurz vorstellen, ich glaube Sie sind von der Jade Hochschule und das Mikrofon gebe ich Ihnen nicht, nein sind Sie nicht, okay.
Horst Gumprecht: Also das Mikro geben Sie mir nicht, okay, jetzt muss ich aufstehen, die sitzen hier und ich muss aufstehen.
Barthel Pester: Aber dann kann das Publikum Sie sehen, ist doch einfach netter.
Horst Gumprecht: Horst Gumprecht, Architekt in Oldenburg, ich bin der Büropartner von Alexis Angelis, unter anderem auch als Regionalvertreter der Architekten Kammer Niedersachsen hier tätig.
Barthel Pester: Ich habe Sie doch am Freitag hier am Pfedermarkt gesehen.
Horst Gumprecht: Ja, sicher, ich habe da mit demonstriert.
Barthel Pester: Ah, siehst du, okay super, cool.
Horst Gumprecht: Ich habe zwei Bemerkungen, die ich machen möchte und eine Frage, die sich anschließt. Das erste ist, ich kann die Stadt nur unterstützen darin, dass sie den Mut besitzt Bodenpolitik mal anders zu gestalten, als sich auf nur Privates zu verlassen. Auch da muss die Stadt den Mut entwickeln. Gut, dass das in Oldenburg der Fall ist, erste Bemerkung.
Barthel Pester: Das ist schon mal ein Applaus wert, finde ich, wirklich. Das wird auch nicht so viel kosten, das Grundstück.
Horst Gumprecht: Zweite Bemerkung, ich bin tatsächlich als Oldenburger das erste Mal auf dieser Insel da drüben gewesen, irgendwie jetzt am Freitag und ich fand das total klasse, wie der Perspektivwechsel ein.
Barthel Pester: Sie hatten aber keine Picknickdecke dabei.
Horst Gumprecht: Das ist aufgefallen, ja. Okay, ich habe auch nicht gesessen irgendwie, also man kommt ja dann auch im Alter nicht mehr so gut hoch. Also bin ich stehen geblieben an der Stelle und habe dann also das alles im Stehen gemacht. Aber ich bin damit rumgelaufen. Der Perspektivwechsel, und das ist dann halt sozusagen im Anschluss an die zweite Bemerkung, dass es einen Perspektivwechsel gegeben hat, den ich dort erlebt habe. 91er Straße, ich will echt nicht so lange warten, bis das Grundstück gekauft ist. Ich will nicht so lange warten, bis dann halt irgendeine Planung, Wettbewerb, hoffentlich muss ich als Kammervertreter natürlich sagen, Wettbewerb, sondern ich möchte eigentlich gerne diesen scheiß Bauzaun da weg haben. Entschuldigung, diesen Ausdruck.
Barthel Pester: Das ist alles okay hier.
Horst Gumprecht: Das ist eine Freifläche, die liegt mitten in der Stadt irgendwie und wir haben vorhin irgendwie den Theaterhafen angesprochen. Ja, warum passiert denn an der Stelle nicht etwas Ähnliches.
Ergänzung, dann haben wir natürlich auch die Situation, dass die Zivilgesellschaft, der Begriff ist vorhin auch gefallen und es ist auch gefallen, dass es gesagt wurde, irgendwie die Stadt sind wir alle irgendwie und es ist gefallen, dass wir uns natürlich an Blickrichtungen gewöhnt haben. Das wäre ein Perspektivwechsel, der deutlich macht für jeden erlebbar, irgendwie was Stadt für den Menschen, für uns sein kann und ich glaube daraus entstehen neue Forderungen und das kann nur munter und gut sein.
Barthel Pester: Sehr gut, Herr Gumbrecht, vielen Dank.
Frau Schacht, fühlten Sie sich so ein bisschen angesprochen bei dem 91er Gelände. Ich weiß, das Gebäude, das Grundstück ist natürlich noch nicht in der Hand der Stadt.
Christine-Petra Schacht: Also in der Tat sind wir an der Idee schon dran, weil ich sage, das ist ja der Blödsinn, eine Fläche in der Innenstadt zu haben, wo wir keine sinnvolle Zwischennutzung haben. Es ist halt nicht so einfach in der Realität. Da kommen ja dann eben so banale Sachen wie Verkehrssicherheit. Also das sind natürlich auch Themen, die uns beschäftigen als Kommune. Die sind jetzt nicht wirklich sexy, aber gehören auch zum Leben dazu. Aber natürlich fände ich das wunderbar, wenn es uns jetzt schon gelänge, auf diesem Grundstück eine Nutzung für alle zu etablieren, dass man sich dieses Grundstück schon so langsam aneignet und sich an diesen Ort auch gewöhnt. Und so wie es jetzt ist, ist es absolut unbefriedigend. Das sehe ich genauso und wir sind an dem Thema dran. Genauso wie auch an dem Teil des EWE-Geländes übrigens, wo wir auch denken, das eignet sich sehr schön für temporäre Nutzungen.
Barthel Pester: Ja, gut, dass Sie das aber angesprochen haben, Herr Gumbrecht.
Gibt es aus dem Publikum sonst noch irgendjemanden, der gerade? Nö. Okay, da hinten, das habe ich nicht gesehen, Entschuldigung. Dann komme ich, ich bin zu schnell, ich konnte es nicht sehen.
So, ich bin bei Ihnen, wenn Sie sich kurz vorstellen, bitte.
Frau Lehner: Ja, Monika Lehner, ich habe mal eine Frage und zwar...
Barthel Pester: An wen denn, Monika?
Frau Lehner: An die Runde.
Barthel Pester: Alle, okay.
Frau Lehner: Vor allen Dingen an die Politik auch. Also diese Veränderung, dass Oldenburg zur Fahrradstraße werden soll, alles gut und richtig.
Das eine ist eine Haushaltsfrage. Wie kann es dann angehen, dass so wenig Geld pro Kopf bereitgestellt wird, um solche Dinge zu realisieren?
Das andere ist die Angst der Kaufleute in der Innenstadt, dass nicht genügend Autoverkehr reinkommt, um einzukaufen. Warum wird seit 20 Jahren diskutiert, dass wir einen vernünftigen Park & Ride, ein vernünftiges System entwickeln müssen und es passiert nichts. Wenn wir den Verkehr raushaben wollen aus der Stadt, was absolut notwendig ist, brauchen wir eine vernünftige Situation mit Park & Ride.
Wir müssen nur nach Groningen gehen und gucken, wie das da geregelt ist. Wir brauchen diesen ganzen Verkehr nicht in der Innenstadt. Wir brauchen auch nicht die Parkplätze und die Parkhäuser, wenn wir dieses System etablieren. Und dann gibt es auch kein Geschrei, dass die Leute nicht wissen, wie sie in die Stadt kommen sollen, wenn wir das haben.
Barthel Pester: Vielen Dank für diese Frage, Monika. Bitte.
Ach, jetzt sind Sie dran. Okay, ja, alles klar. Dann bitte schön. Ja, dann der Rainer. Wie viele Leute sind wir hier? Ja, das schaffen wir heute Abend noch.
Zuschauerin: Nehmen Sie mich eigentlich ernst? Ja, ne, hoffe ich doch. Also gut.
Barthel Pester: Ja, das würde ich Ihnen jetzt das Mikrofon nicht geben. Sie haben sich nicht bemerkbar gemacht.
Zuschauerin: Ja, es war meine ganz spontan, so wie die Idee von dem Grünenratsvertreter zur Entwicklung der Achse von der Cäcilien, also am Damm entlang auf Schloss zu. Eine kurze Ergänzung. Ganz spontan ist mir eingefallen zum Thema Demokratie. Und dann machen wir aus dem Schloss ein Rathaus.
Barthel Pester: Ja, alles klar. Ganz herzlichen Dank. Dann fragen wir das Land Niedersachsen danach. Ja, die Frage geht an Michael und Ulf mit Park & Ride.
Ulf Prange: Also wir haben ja das Teilkonzept im Mobilitätsplan. Also wir waren nicht so ganz zufrieden, weil da steht im Prinzip drin, das ist ein wichtiges Instrument, aber schwierig umsetzbar. Und ich glaube, da braucht es...
Barthel Pester: Da schüttelt Frau Schacht schon den Kopf, du.
Ulf Prange: Ja, also so habe ich es zumindest gelesen und deswegen haben wir auch gemeinsam im Bündnis uns überlegt, dass wir diesen Punkt nochmal etwas anspitzen wollen und da auch wirklich konkreter werden müssen.
Weil die Erreichbarkeit der Innenstadt für Pendler*innen zum Beispiel, aber eben auch für die Leute, die in die Innenstadt fahren wollen, die muss sichergestellt werden, diskutieren wir seit vielen Jahren. Da gibt es auch Vorschläge aus meiner Partei zum Beispiel, dass man am Stadtrand Parkraum schafft, wo man auch Mobilitätskonzepte miteinander vernetzt, also neben dem Auto, dann eben auch über Ladestationen und andere Mobilitätsformen etwas anbietet. Und das brauchen wir zwingend und das muss auch schneller gehen. Und der Mobilitätsplan ist an der Stelle uns nicht hinreichend konkret. Und deswegen haben wir gesagt, es müssen jetzt Grundstücke identifiziert werden. Das muss mit dem Umland gemeinsam entstehen, weil eine Konsequenz aus dem, was wir ja mit den bestehenden Park&Ride-Parkplätzen unter den Autobahnen festgestellt haben, ist, die sind zu dicht an der Innenstadt, die werden nicht in dem Maß genutzt. Man muss die Menschen am Stadtrand abholen. Und da wollen wir mehr Geschwindigkeit, da wollen wir Flächen identifizieren und auch ankaufen, um diese Planung umzusetzen. Das ist ein entscheidender Beitrag zur Mobilitätswende und eben aber auch, um das zu einem Erfolg zu machen.
Barthel Pester: Michael, deine Antwort darauf, ohne sich zu wiederholen bitte?
Michael Wenzel: Was brauchen wir, um Park & Ride hier in Oldenburg hinzubekommen? Und zwar qualitativ hochwertig hinzubekommen.
Wir brauchen am Stadtrand Park & Ride-Station. Wir brauchen aber auch Expresslinien, die die Menschen schnell...
Barthel Pester: Also Bus.
Michael Wenzel: ...und nicht, na, das müssen wir uns überlegen, schnell von dem Park & Ride-Standort in die Innenstadt bringen.
Das nützt uns nichts, wenn die quasi die alten Linien langfahren und sind eine Stunde unterwegs. Das ist unattraktiv, da fällt keiner an, das ist Quatsch. Also Expresslinien. Nur die Frage ist ja, kann das der Bus leisten? Hier in Oldenburg oder eben nicht?
Und da sind wir wieder bei dem Anfangsstatement, wir keine Fachkräfte haben, wir haben keine Busfahrer. Die VWG hat das Problem, um eine weitere Linie hier in Oldenburg zu etablieren. Sie braucht 20 Busfahrerinnen und Busfahrer.
Das geht nicht, die werden wir nicht haben. Wenn wir also es nicht schaffen, autonome Lösungen zu finden oder auch über andere Verkehrsmittel nachzudenken, also die Bundesregierung fördert gerade urbane Seilbahnen zu 75 Prozent, da lachen wir erstmal alle, aber ich finde diese Idee persönlich, ganz persönlich, sehr, sehr gut, weil das funktioniert.
Bartel Pester: Frau Schacht hat nicht gelacht.
Michael Wenzel: Das funktioniert in vielen Großstädten. Und das ist ein Verkehrsmittel, das ist günstig, das ist klimaneutral, das ist autonom, wir brauchen keine Fachkräfte, das ist schnell aufgebaut, das ist schnell wieder abgebaut, wenn wir es nicht mehr brauchen.
Und es hat einen attraktiven Faktor, nämlich einen touristischen Faktor, das hat ein Alleinstellungsmerkmal und das ist schnell und sehr, sehr billig im Vergleich zu jeder S-Bahn und jeder U-Bahn.
Also das wollte ich nun mal als kleine Vision auch in Ihre Köpfe pflanzen. Sie können ja mal darüber nachdenken, das aber zum Thema Park & Ride. Also wir schaffen es mit der aktuellen Situation, mit der aktuellen Infrastruktur, weil dazu gehört nämlich im Zweifel auch Busspuren und nicht nur rund um die Innenstadt, sondern entlang der gesamten Radialen, die wir haben, damit wir eben schneller unterwegs sind und nicht im Stau stehen. Dazu gehören viele Faktoren. Und Oldenburg hat nun mal den Autobahnring, der dafür sorgt, dass es absolut bequem und einfach ist und ganz schnell gelingen kann, mit dem Auto direkt in die Innenstadt zu fahren. Und wer soll freiwillig das Auto am Stadtrand abstellen mit den aktuellen Rahmenbedingungen, die wir haben?
Barthel Pester: Frau Schacht, Sie haben eben den Kopf geschüttelt, als Herr Prange das...
Christine-Petra Schacht: Ja, ich wollte noch mal die Meinung des Gutachters, also des Teilkonzeptes noch mal ein bisschen etwas anders einordnen. Es geht nicht darum, dass Park & Ride nicht sinnvoll ist in dieser Stadt, sondern es geht eher in die Richtung, wie Herr Wenzel das gerade gesagt hat, dass es momentan einfach noch zu einfach, ich sag das mal etwas flapsig, ist mit dem Auto in die Stadt zu kommen, dass es überhaupt nicht attraktiv ist, eine Alternative zu benutzen.
Ich kann mit dem Auto ein bisschen in die Innenstadt fahren. Ich finde überall einen Stellplatz. Manchmal muss ich ein bisschen suchen, aber wenn ich weiß, in welches Wohngebiet ich gucken muss, dann finde ich immer einen. Und ich glaube, das ist das, was der Gutachter gesagt hat. Und wenn wir jetzt gerade Groningen als Beispiel nehmen, da ist das ja einfach untersagt.
Da kann ich ja mit dem Auto nicht ohne Weiteres in die Innenstadt fahren. Ich kann da nicht parken. Und insofern ist das ja klar, dann würde ich das nicht mitnehmen. Oder ich komme aus der Nähe von Düsseldorf. Da war ich die letzten Jahre. Wir haben einen Schnellbus bekommen, der von unserer Kleinstadt nach Düsseldorf gegangen ist, weil da mittlerweile die Parkgebühren 6 Euro sind die Stunde. Da sagt natürlich jeder, fahre ich mit dem Schnellbus, muss ich keinen Parkplatz suchen, habe meine Ruhe und der Schnellbus fährt über die Autobahn.
Also es ist halt sehr, sehr vielschichtig dieses Thema. Und natürlich sagen wir alle Park & Ride und dann am besten im interkommunalen Austausch mit den Kommunen, die um uns herum sind, die an interessanten Bahntrassen liegen. Da müssen die Leute oder die Menschen schon abgeholt werden. Da brauchen wir dann natürlich auch die Unterstützung des Einzelhandels. Wie ist das dann mit dem Einkaufen? Was machen die mit ihren Waren? Das ist ja auch immer so ein Thema. Es ist bequem. Ich habe den Kofferraum dabei. Ich kaufe ein, mache den Kofferraum auf, schmeiße die Sachen zwischendurch rein, gehe auf die nächste Shoppingrunde.
Das sind natürlich schon viele Themen, die wir da beleuchten. Das Einzige, was der Gutachter gesagt hat, so wie es jetzt aktuell ist, und der Mobilitätsplan hat ja den Zielkorridor 2030. Das ist ja auch nicht so lang und das sind ja auch nur die ersten Teilkonzepte. Das haben wir auch immer gesagt. Das ist ein dynamisches Instrument, was wir immer fortschreiben mit weiteren Teilkonzepten. Wir haben jetzt auch eine Anregung bekommen, die wir auch gerne aufgreifen dann für ein weiteres Konzept. Wir überlegen auch noch weiter. Insofern ist das ja erst der Weg, auf den wir uns gemacht haben und wir stehen da ganz am Anfang. Und natürlich ist Park & Ride ein ganz wichtiger Beitrag in diesem Gesamtprozess. Aber aktuell, wie die Gesamtgemengelage in dieser Stadt ist, ist es jetzt nicht die prioritäre Sache, die wir als allererstes machen müssen.
Und zum Thema Seilbahn, da habe ich kurz gelacht, weil da hatte ich in der Tat in Trier ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Uni. Trier liegt ja nun in einer Kessellage, da ist das auch sehr komplex. Und die Seilbahn sollte von der Uni in die Stadt, dann sollte die Gondel auf einen Bus, auf ein Fahrzeug gepackt werden und dann auf der anderen Seite wieder hoch auf die anderen Stadtteile über die Mosel. Das war sehr, sehr spannend, aber es war im Endeffekt dann doch zu visionär für die nächste Zeit.
Aber ich finde, Gedanken sind frei und man sollte ruhig so was mal denken, nur so einfach wie Herr Wenzel sich das vorstellt und das macht er ja häufig. Da nehme ich in einmal Farbe und dann war ich da ein bisschen rum und dann ist das irgendwie. So einfach ist es natürlich nicht.
Also ich brauche Standorte, ich brauche Stationen, die müssen verankert werden. Aber Gedanken sind erstmal frei, warum nicht?
Barthel Pester: Alexis, du noch zu Park & Ride, ganz kurz bitte.
Alexis Angelis: Ich wollte eigentlich da auch nur sagen, ich finde es erstmal gut und die Ausführung von dir fand ich auch richtig, dass du gesagt hast, wir müssen ein Angebot schaffen, was einfach ist. Ich würde dann auf die naheliegenderen Dinge gehen. Ich habe diese Moja-Busse, sieht man in Städten, kleine Einheiten, die rumfahren. Ich sage mal, vielleicht ist es interessant auch für die Kaufleute, da mit dran teilzuhaben.
Ich finde trotzdem, dass es ein kommunales Thema sein sollte. Wir müssen auch nicht mehr, wenn wir einkaufen gehen, hinterher alle Tüten schleppen, sondern im Grunde reicht es irgendwo zu sein, zu denken, das will ich haben, und dann kommt das zu mir nach Hause. Das meinte ich vorhin mit den Möglichkeiten, die wir plötzlich haben, also es leichter zu machen und Zwänge, die mal da waren, dass ich einen riesigen Kofferraum brauchte, weil ich die Tüten von, ich weiß nicht, welchen Laden ich jetzt nennen soll, nach Hause schaffen muss, ist ja vielleicht gar nicht mehr der Fall.
Ich finde es total wichtig, dass, also Seilbahn würde ich, in Caracas hat man das gemacht, weil es eben unten zu war, dicht und so weiter. In Oldenburg haben wir das Problem nicht, da gibt es tausend Verkehrsmittel, die naheliegender sind, billiger und so weiter, ist natürlich nicht so schön, also auf der Titelseite von irgendeiner Zeitschrift macht sich die Seilbahn besser. Ich glaube, es gäbe was anderes.
Ich wollte sagen, wichtig wäre, und das sage ich auch als Betroffener immer wieder, die Regelwerke, wenn wir was verändern wollen, und da ist ja hier Einigkeit, also alle, die hier sitzen, haben im Grunde sagen, es muss sich was verändern, es muss was passieren. Wir erleben oft, dass die Regelwerke die alten sind, also ich sage mal Stellplatzersatzung. Riesenproblem, also wir haben Leerstand in einem Gebäude, alle wünschen sich, dass das belebt wird. Dann hat man eine Idee, wie man es beleben kann, und dann heißt es dann zweimal böse gesagt Strafe, eine Million Euro dafür, dass du Stellplätze ablösen müsst, weil du neue Menschen dahin bringst.
Das ist absurd, das ist alte Denke, das ist Recht aus den 60er Jahren, also ein Recht der autogerechten Stadt, und da muss man ran, weil es sonst quasi, wir haben eine Menge Hindernisse noch zu überkommen, also eine Idee zu haben, was zu füllen, aber wenn dann so was dazukommt, dann kippt es halt oft finanziell.
Und ich frage mich, wie wir bei dieser Einigkeit dahin kommen, dass wir ermöglicher werden, und da war auf unserem Kongress der Sebastian Knopp aus Regensburg, der bei der Wirtschaftsförderung in Regensburg ist, und ich fand das faszinierend, wie er gesagt hat, wir als Kommune müssen die Rolle anders füllen, wir müssen quasi ermöglicher sein, wir müssen nicht hier die Idee selber entwickeln, weil da ist die Kommune gar nicht so gut, aber es gibt in Oldenburg haufenweise Kreative und Menschen, die Ideen haben, ob sie dazu ausgebildet sind oder nicht, und auch in anderen Städten, und eigentlich wäre es gut, man hätte so ein, ich weiß nicht, ermöglicher, jetzt sage ich irgendwas Ermöglicher Rat oder sowas, dass Themen vorgebracht werden können, und die auch überparteilich vielleicht auf den Weg gebracht werden können, ohne dass man immer im 5-Jahres-Rhythmus da irgendwie Barrieren drin hat.
Also ich will damit sagen, wie kann man die Kommune befähigen, wiederum Kreative zu befähigen, Ideen, also Dinge umzusetzen, Räume schaffen und Fäden zusammenbringen, und ich glaube, das ist teilweise in diesen alten Silo-Strukturen sehr schwer und das wäre toll, wenn man da irgendwie rangehen könnte.
Barthel Pester: Uta, ich habe noch eine Frage zur Mehrfachnutzung von Flächen. Das ist ja auch so, was Alexis gerade angesprochen hat, so von Wegen so ermöglichen. Du hast gerade auch schon den Pferdemarkt angesprochen. Kannst du noch so ein bisschen Kino im Kopf mit uns machen, Mehrfachnutzung von Flächen?
Uta Gelbke: Na ja, um die ökologischen Aspekte auch so reinzubringen in so ein Städtebauprojekt, also multifunktionale Retentionsflächen, lassen sich mit fast allem kombinieren, also mit einer Sportfläche, mit einem Spielplatz, auch mit einem Straßenraum.
Das heißt ja nichts anderes, als dass das mit der Höhe arbeitet, also dass ich eine Freifläche habe, die tiefer gelegt ist, wo ich vielleicht im Falle eines Starkregenereigenes Wasser hinführen könnte, um die Kanalisation zu entlasten.
Ich hatte das schon erwähnt mit der... Vielleicht nehmen wir mal ein Beispiel, wo es auf meine Sicht nicht so gut gelungen ist, der Waffenplatz. Der Waffenplatz ist, finde ich, ein...
Es ist ein bisschen ein langweilig geordneter Stadtplatz, würde ich mal sagen.
Also zum einen stellt sich mir die Frage, und da hängt vielleicht, ich meine, es ist glaube ich 2017, 2018, glaube ich, fertig geworden. Da waren wir gerade so Innenstadtstrategie, also diese Handel und Einkaufen und Erleben, und das repräsentiert dieser Platz für mich.
Ich habe da Außengastro, Außengastro, Außengastro fast schon wohltuend dazwischen der Netto mit all den Gestalten, die er eben so mit sich bringt.
Es gibt sehr wenig Qualität, die Bäume wurden erhalten, das ist schön, aber es gibt wenig Grün auf einer Fläche, die ich wahrnehme, also auf Augenhöhe oder darunter, es ist nicht so viel.
Es gibt trostlos in die Ecke gequetscht so ein paar Kinderspielgeräte.
Barthel Pester: Es soll auch Wasser geben?
Uta Gelbke: Es gibt Wasser, ja, und glücklicherweise werden ja die Tage, wo wir Wasser brauchen, immer mehr wahrscheinlich, also immer heißer, und dann kann es auch bespielt werden, sonst tut es nicht so viel, außerdem schneidet diese Wasserfläche da auch so ganz unglücklich in diesen Platz rein. Also die Mitte ist irgendwie leer und natürlich, der ist sehr schön, wenn Weihnachtsmarkt ist, ist das ein sehr schöner Platz, die Frage ist, ob das reicht, also die Frage, die sich mir stellt, ob das überhaupt noch mal so eine Veranstaltungsfläche braucht.
Ich finde den Schlossplatz gar nicht so schlecht, da ist eine große Raumressource, wir brauchen auch Flächen, die nicht bis zu Ende gestaltet sind und einfach mal offen sind für vieles, aber der Waffenplatz ist sehr parceliert, sehr zergliedert und hat in der Nutzung, die drumherum ist, bietet er zu wenig, um ihn gut zu bespielen.
Barthel Pester: Da muss Alexis noch ganz kurz darauf antworten, weil du bist ja Anwohner.
Alexis Angelis: Genau, und ich bin nicht Gestalter des Platzes, insofern muss ich mich da nicht, wie soll man sagen, verantwortlich fühlen, aber ich widerspreche oder ich bin anderer Meinung als du in Bezug auf den Schlossplatz. Also der Schlossplatz ist eine Riesenfläche, hat aber keinen Nutzen.
Ich finde schon, dass über die Gestaltung des Waffenplatzes im Einzelnen können wir reden und im Übrigen ist ja nie fertig gemacht worden, was die Fahrräder angeht, das ist ja eine Fahrradverunreinigung. Fahrräder sind super, wir sind eine Fahrradstadt, aber man kann sie auch besser ordnen, kann man auch in Kopenhagen und in Amsterdam lernen.
Die stehen da einfach blöd rum. Ich habe es ja erlebt, vorher war es ein Ort, wo nichts war, da war nur ein Netto und nur die dazugehörige Klientel. Und dass da Gastronomie ist, heute finde ich im Sommer, ich finde ihn im Sommer schöner als im Winter, weil dort Kinder spielen, in den Wasserspielen und Menschen sitzen in der Gastronomie und teilweise auch auf Stühlen oder auf dem Platz selber. Und ich finde, das ist immerhin ein Raum geworden, kann man so gestalten, kann man etwas anders gestalten. Ich sage mal, es ist eigentlich nicht so wild, es ist nicht so schlimm, Wasser ist da.
Schloßplatz, finde ich, ist ein total ungenutzter Ort, der zwar auch, wo sich Leben hinbegeben hat, auf die Kante da, das ist ein Ansatz, aber ihm fehlt ja die Begleitung. Und insofern wollte ich doch eine Lanze für den Waffenplatz brechen, weil wenn man vorher das Bild sah und auch die Wünsche, die so da waren, alles Mögliche und ja, es muss ein Kinderspielplatz und wenn wir gute Plätze in Europa anschauen, dann gibt es Spielflächen, die müssen nicht mit Wackelpferdchen sein, sondern mit Kanten und Runterspringen und Wasser und ich sag mal, das finde ich ansatzweise gut, aber man hätte es auch noch besser machen können, aber es ist nicht unser Hauptproblem, wir haben gravierendere Probleme.
Barthel Pester: Bevor ich die letzte Frage in diese Runde stelle, ihr wisst, wem gehört die Stadt, bringe ich noch einmal in Erinnerung, hatte sich Herr Schütz gemeldet, ehemaliger Oberbürgermeister, dieser schönen Stadt, ich komme zu Ihnen, bitte schön.
Dietmar Schütz: Ich habe zwei oder drei Fragen, achso, die halten das fest.
Die erste Frage ist, wenn man über Park & Ride nachdenkt, muss man ja den Fehler, den die Stadt gemacht hat in den Nachfolgejahren der Nazi-Zeit, nämlich dass da die Autobahnen so nahe als Ring an die Stadt geführt wird, einmal zur Kenntnis nehmen und glaube, dass der Park & Ride aus dem Autobahnring entwickelt wird und ob man dann es noch schafft, von den Ausfallstraßen das zu machen, das weiß ich nicht.
Und die Frage wäre dann, dass man dann innerhalb des Autobahnrings praktisch den Verkehr wirklich erschwert und dann vielleicht mit Pendelstrukturen auf Seilbahnen so weiter an die Stadt rankommt.
Das zweite ist, was ich anmerke, ist der Schlossplatz. Da bin ich zur Hälfte Ihrer Meinung, dass nämlich der Schlossplatz ist ja auch ein Veranstaltungsort. Der ist auf der falschen Seite falsch geworden, nämlich da wo die Parkplätze sind. Das ist zu in den Griff zu nehmen. Und jetzt kommen Sie zu Ihrem Thema, wem gehört die Stadt, die Konfliktstrukturen. Sie reden immer, und das finde ich gut, über Perspektiven. Aber die Umsetzungsstrukturen, die ich ja erlebt habe, als wir diesen Platz gestaltet haben, waren so massiv. Wir wollten genau das. Wir wollten damals die Fahrzeuge raus haben und sind dann gescheitert an der Stelle.
Barthel Pester: Also am Einzelhandel.
Dietmar Schütz: Am erbitterten Widerstand der Leute, die dort ihre Geschäfte haben. Dieser Konflikt ist jetzt etwas stärker zurückgegangen, aber der wird weitergehen. Also diese Konfliktpotenziale, die wir überall in der Stadt haben, das ist jetzt das Thema, worüber wir uns jetzt zu unterhalten haben. Wem gehört die Stadt und wer hält es durch, diese Stadt auch so zu gestalten, das ist der Rat. Um diese Konflikte, die sich überall ergeben, dann wirklich richtig zu lösen und nicht mehr zurückzuweichen.
Barthel Pester: Da haben Sie uns aber nicht so richtig Mut, Herr Schütz.
Dietmar Schütz: Ich mache Ihnen Mut in der letzten Anmerkung. Ich finde es gut, wenn Sie an einigen Stellen hier Vorstellungen von fantastischen Strukturen haben. Also Pferdemarkt, Schlossplatz und Anbindung, Damm und so weiter. Wenn Sie das mal als Bauwerk skizzieren und an vier Stellen solche Strukturen aufzeichnen und sie auch belegen, das heißt also eine Hausarbeit machen und das an die Stadt heranführen, dass das also nicht aus einer Seminararbeit an der Fachhochschule nur kommt, sondern dass Sie hier, dass dieser Kreis sowas mal formuliert und diesen Prozess, diesen Diskussionsprozess etwas stärker unterfüttert an die Stadt heranbringen. Und dann glaube ich schon ist ein Prozess da. Und dann können wir die Diskussion, wem gehört die Stadt, nämlich dem Bürger oder den Bürgerinnen. Sie haben mich darauf hingewiesen, dass das dann mal doppelt gedacht wird. Oder ich würde sagen dem Citoyen, nämlich dem politisch bewussten Bürger, der muss sich durchsetzen und der muss das im Rat wiederfinden. Und vielleicht ist das Bauwerk Ihrer Organisation dazu in Anlage, das mal an einigen Stellen zu formulieren.
Barthel Pester: Herr Schütz, vielen Dank.
Dann nehme ich Ihren Wortbeitrag mal als Ansporn. Wem gehört die Stadt? Wer möchte jetzt als erster antworten?
Der/die hat es vielleicht am leichtesten. Uta.
Uta Gelbke: Nicht, weil ich es dann am leichtesten hätte, sondern es passt jetzt gerade gut.
Ich glaube eben nicht, dass die Stadt dem Citoyen gehört, also dem politisch Interessierten und dem Gebildeten und der vielleicht auch die zeitlichen Ressourcen hat.
Genau, sondern...
Bitte? Nein, aber die politisch Interessierten...
Aber Sie haben, glaube ich, gerade der politisch Engagierte oder so, den Begriff haben Sie genutzt.
Und um das zu tun, braucht es nur gewisse Befähigung. Ich brauche eine gewisse Bildung, ich brauche eine sprachliche Qualifikation, ich brauche das Gefühl teilhaben zu können.
Und deswegen wäre mir das zu eingegrenzt.
Ich würde mal sagen, wem gehört die Stadt?
Also wenn wir es wirklich als Gehörin im Sinne von Eigentum sehen, würde ich vielleicht mal einen Begriff einwerfen.
In der DDR hat man Volkseigentum verwendet für alles Mögliche, also von Bodenschätze bis industrielle Produktion, aber eben auch für den öffentlichen Raum. Und wenn wir mal das ideologische ausklammern, finde ich, das ist eigentlich ein sehr guter Begriff. Also es ist ein sehr nahebarer, sehr anschaulicher Begriff. Also das Volkseigentum, uns gehört das allen. Wir haben alle das Recht, das zu nutzen, das anzueigen. Wir haben auch die Pflicht, uns darum zu kümmern. Also dabei sind wir noch mal bei der agilen Beteiligung. Also ich muss mich eben einbringen. Und dann kann man sich die Frage stellen, fühle ich mich denn oder fühlt sich jeder hier als Miteigentümer dieser öffentlichen Fläche.
Und ich glaube, da gibt es zu viele Gruppen, die sich nicht repräsentiert sehen, die eben nicht vielleicht die Fähigkeit haben, sich politisch einzubringen. Das sind verschiedene soziale Gruppen, kulturelle Gruppen, Altersgruppen. Und ich denke, das ist ein Zustand, der ist nicht gut, der ist nicht tragbar. Wir müssen die ansprechen. Und da, weiß ich auch nicht, wäre es halt auch schön, versteht sich die Stadt auch als Dienstleister, dieses Miteigentumsgefühl zu stärken. Weil das müsste sie tun.
Barthel Pester: Vielen Dank.
Ulf, magst du als nächster antworten?
Ulf Prange: Ja, kurz ist die Antwort natürlich uns allen. Aber ich glaube, deswegen habe ich vorhin diese Betonkante genannt. Also ich weiß auch, dass der Schlossplatz auf der anderen Seite noch ausbaufähig ist. Aber das ist ein Beispiel dafür, dass es wirklich niederschwellig möglich ist, Stadt in Besitz zu nehmen und sich dort aufzuhalten und dort etwas zu tun. Und das fehlt mir. Und da gibt es, glaube ich, eine Verantwortung von Gesellschaft, aber auch von Politik und Verwaltung, solche Räume zu schaffen. Deswegen hatte ich den als Beispiel genannt. Und was wir auch haben als Verantwortung, wir müssen auch die Stadt aus der Perspektive von Kinder und Jugendlichen denken. Das fehlt mir total. Wir diskutieren ja schon lange über Spielmöglichkeiten. Und dann wird da sowas, was du eben beschrieben hast, für den Waffenplatz raus. Oder dann nochmal irgendwie ein Spielgerät, was man dann für Stadtfest oder Weinfest oder Bierfest entnehmen kann. Und ich glaube, diese ganzen Feste, die da stattfinden, adressieren eben gerade eine bestimmte Klientel. Und Kinder und Jugendliche finden da oft nicht statt. Familien übrigens auch nicht. Das ist etwas, was ich ganz oft höre. Wir gehen gar nicht mehr in die Stadt, weil es da für uns nichts gibt. Und ich glaube, das ist etwas, was man ja auch im öffentlichen Raum mitdenken muss. Wie gestalten wir den öffentlichen Raum, dass er nicht nur für bestimmte Gruppen öffentlicher Raum ist, sondern für alle und insbesondere auch für junge Menschen.
Barthel Pester: Ulf, vielen Dank. Michael?
Michael Wenzel: Das ist gar nicht so leicht, jetzt auf der Vorrede, weil ich Ähnliches sagen wollte.
Ehrlicherweise frage ich mich nicht, wem die Stadt gehört, sondern wer die Stadt gestaltet und für wen wir sie gestalten. Und ich bin da nochmal wieder bei dem Thema die Kreativen, diejenigen, die sich einbringen, die engagiert sind, diejenigen, die Vision haben, diejenigen, die die Fachkräfte von morgen sind, diejenigen, die hier in dieser Stadt leben und arbeiten wollen, die wir brauchen in der Verwaltung, die wir brauchen in der Pflege, die wir brauchen in jedem anderen Wirtschaftsbereich.
Das sind diejenigen, die diese Stadt gestalten sollten und dieser Stadt auch ihre Vision aufdrücken sollten. Weil nur mit denen kommen wir weiter und nur mit denen werden wir hier eine gute Stadt, ein gutes Oldenburg weiter erleben. Deswegen ist es für mich nicht die Frage, wem gehört die Stadt, sondern wer gestaltet für wen die Stadt.
Barthel Pester: Vielen Dank. Alexis,
ich würde Frau Schacht gerne das Finale so überlassen.
Alexis Angelis: Das hast du einen interessanten Punkt angesprochen und auch Herr Schütz, Sie haben eben diesen Ball gespielt, das Bauwerk könnte.
Ich verstehe, was Sie meinen und trotzdem finde ich es nicht richtig, weil das immer suggeriert, ja, da treffen sich so ein paar und machen das mal so ehrenamtlich. Ich finde vielmehr, dass wir Bedingungen schaffen sollten, dass es auch professionell passiert, weil es gibt sozusagen viele Menschen, die sich da richtig mit beschäftigen. Man kann in anderen Städten sehen, wie sowas umgesetzt wird und wie kriegen wir die Kreativen her, wie kriegen wir junge Menschen hier, wie kriegen wir sie hier gehalten, indem wir attraktive Räume haben, indem wir eine attraktive Stadt sind und da lohnt es sich eben auch zu investieren. Das muss man sagen, das ist ein Investment, was wirtschaftlich zwingend ist. Also das finde ich wichtig, dass wir das verstehen müssen und wir sehen die erfolgreichen Städte, jetzt Kopenhagen haben wir schon genannt, wir können uns auch Utrecht oder andere angucken.
Das ist ein Investment und plötzlich ist das eine Stadt, wo Kreative hinströmen und ich finde es wichtig, das aus diesem Aspekt zu sehen, nicht zu sagen, ja das ist nett und hier und da, sondern wir brauchen das, mit wir überleben, in Zukunft mit die Leute kommen und ja, also insofern die Stadträume wieder zurückgeben an die Menschen, weil die Menschen am Ende das ausmachen, was Stadt ist oder Stadt gestalten auch, ja, also ob planerisch oder nur im Leben.
Ach und übrigens, das mir auch noch eingefallen, Stadt für jeden und nicht nur für den zahlenden Menschen, ich stehe manchmal, wir haben ja nun bekanntlich das Büro, da gucke auf den Waffenplatz, nochmal zum Waffenplatz und da kommen da plötzlich ein paar Leute auf Inline-Skates und fahren Skate, finde ich super, ja, das ist wie ein Raum und ich kann mir auch vorstellen, dass man in Zukunft im zweiten Stock von Galeria Kaufhof eine riesen Skatebahn macht, weil das Leben, Stadtleben generiert und die Leute hinterher trinken gehen und so weiter. Und dann kommt der Tänzer, der zahlt auch nirgendwo Eintritt, kennt ihr den alle, es gibt so einen Tänzer in der Stadt, der hat einen Rockman auf, der tanzt auf dem Waffenplatz, also ein echt multifunktionaler Ort.
Barthel Pester: Frau Schacht, ich bin gespannt, was Ihnen jetzt noch so übrig bleibt.
Christine-Petra Schacht: Ja, also ich finde das jetzt auch gerade sehr schwierig.
Barthel Pester: Den Tänzer können Sie jetzt nicht mehr bringen.
Christine-Petra Schacht: Weil es ist noch sehr viel schon angeklungen, aber wem gehört die Stadt, wem gehört der öffentliche Raum der Öffentlichkeit und da gehören für mich alle dazu, nicht nur der Kreative, es ging vorhin um das Thema Teilhabe, Inklusion, also das finde ich sind auch Themen, die mir auch sehr wichtig sind. Wir haben ganz unterschiedliche Ansprüche an Stadt, an Stadtraum, immer je nachdem, in welcher Rolle ich mich gerade befinde und in welcher persönlichen Lage.
Und da wird es darum gehen, allen gerecht zu werden, aber was ich noch mal auch vorhin schon gesagt habe, ich würde dann natürlich auch erwarten, dass jeder sich im Zusammenhang mit dem Eigentum auch verantwortlich fühlt für den Umgang mit dem Eigentum und da entsprechend auch mit umgeht. Und es gibt viele Beispiele, gerade heute Bornhaus der See, wo das gerade nicht so funktioniert, ist auch Eigentum, das ist der Öffentlichkeit. Und das würde ich mir natürlich schon auch wünschen, dass dann auch die Verantwortung von allen auch gemeinsam getragen wird.
Und meiner Meinung nach, ich bin jetzt auch noch mal beim Waffenplatz, ich muss sagen, ich finde das Wasserspiel super, weil das Wasserspiel ist ein Spielplatz für Kinder, ohne dass es ein Spielplatz ist. Ich brauche keinen Fallschutz, ich brauche nicht diese ganzen Regularien, das ist für mich ein perfekter Ort, wo man sagt, da haben wir mehrere Funktionen und wir haben eben nicht das Wackeltier. Und ich glaube, das ist auch die Idee, dass wir einfach Plätze schaffen, wo wir viele Möglichkeiten für unterschiedliche Ansprüche haben, sodass auch jeder sich den Stadtraum aneignen kann.
Barthel Pester: Herzlichen Dank.
Ich glaube, wir sind mit vielen Ideen von Ihnen und Euch angereichert worden. Ganz herzlichen Dank, dass Ihr da gewesen seid. Ich darf mich im Namen von Bauwerkverein bei Frau Schacht bedanken, dass sie hier gewesen ist, bei Uta Gelbke von der Jade Hochschule bedanken, bei Alexis Angelis, bei Michael Wenzel und Ulf Prange.
Schönen Dank für Ihr Interesse und ich hätte jetzt gerne nochmal einen Applaus für all diejenigen vom Bauwerk, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben.
Möge dieser Abend eine ganz gute Grundlage für eine öffentliche Diskussion über politische Lösungen leisten. Machen Sie es gut.