Mit dem Nebelhorn durch den Quellenweg: Reloaded
Wäre das, was wir bisher in der Debatte über die Einrichtung einer Fahrradstraße auf dem Quellenweg erlebt haben, einen Film wert, würden diesen nur eingefleischte Genre-Fans kennen. Wie wir es definitiv sind. Auch wir würden, bevor man diesen Streifen nach dem dritten Glas viel zu süffigen Rotwein gegenüber landläufigen Bekannten erwähnt, ordentlich vorbauen, um nicht zu abgedreht zu wirken: Jaja, die Bildqualität ist gewöhnungsbedürftig und manche Charakterbeschreibungen sind nicht ganz rund, aber die Botschaft des Films! Er spricht doch etwas an, was uns alle angehen sollte. Selbstredend ist er ein Spiegel der Gesellschaft! Und dann dieser Plot Twist! Gut, die ersten 45 Minuten lassen einen beinahe vor Langeweile sterben, durchhalten! Durchhalten! Aber man benötige sie doch, um spätere Wendungen überhaupt verstehen zu können.
Wir kennen alle diese Art von Filmen und die Reaktion der Dichtgequatschen, die schon mehrere Mal vergeblich versuchten, das Thema zu wechseln, sind stets ähnlich: „Oh, ‚Mit dem Nebelhorn durch den Quellenweg‘ sagst du? Ja, sobald die Tochter aus dem Haus ist und ebenjenes komplett durchrenoviert, werde ich mir mal die Zeit gönnen.“ Und urplötzlich, Jahre später, gibt’s einen wagemutigen Regisseur, der in seiner Kindheit an dem Film einen Narren gefressen hatte – oder ein Trauma erlitt - und daher eine Fortsetzung drehen musste. Gehörte wahrscheinlich zum Komplettpaket der Bewältigungstherapie. Und plötzlich wird die Handlung noch verrückter und man kommt überhaupt nicht mehr mit, warum jemand was, wann und wie tut. Aber alles hat für das Handeln der anderen Protagonist*innen eine irrwitzige Auswirkung und am Ende weiß niemand mehr so genau, warum er überhaupt das tat, was er tat. Geschweige, dass sich jemand daran erinnern könnte, was er mal sagte: „Nein! Ich?! Ich glaub es nicht!“. Also ein französischer Film, der im Casablanca läuft.
Langer Prolog, kurze Erkenntnis: Beim Quellenweg geht’s mit Vollgas weiter und irgendwie verdichtet sich auch in der Öffentlichkeit der Eindruck, dass keiner mehr so richtig weiß, womit die Verwaltung im März 2022 beauftragt wurde (zwischendurch vergaß es die Verwaltung nachweislich auch) und ob er oder sie nun berechtigterweise schimpfen oder es eher schönreden dürfe. Auch wir mussten nochmals in den Akten wühlen, um im unaufhörlich wildwabernden Nebel wieder Orientierung zu gewinnen und nicht in einem fremden Vorgarten ungewollt und ungebeten zum Stehen zu kommen. Zwischen Halt- und Parkverboten, Stellplätzen und Parkbuchten sowie eingebundener und ausgebundener (ausgebunden fühlender?) Anwohnerschaft kann man schnell mal den Überblick verlieren, wie auch ein aktueller Antrag der Linken in der Angelegenheit eindrucksvoll belegt. Wo jedoch ein klarer Blick herrscht und was mittlerweile die meisten erkannt haben dürften: Das kommunikative Desaster, das leider – dazu muss man keine Oldenburger Sibylle sein - Auswirkungen auf viele weitere Projekte dieser Art (auch aus dem Mobilitätsplan 2030) haben wird, hätte mit einem vergleichsweise geringen Aufwand vermieden werden können. Denn der Brunnen war deutlich auszumachen, in den das leichtfertig umhertrottende Kind fiel und seither immer noch auf seine verbale Rettung wartet – währenddessen die Eltern etwas rat- und auch irgendwie teilnahmslos die Misere beobachten.
Mit dieser Filmreview beschäftigen wir uns in unserer kommenden Podcast-Folge, in der wir auch darüber fachsimpeln werden, ob es eine Trilogie geben könnte.
Filmpreview: Lieferdienste halten und liefern weiterhin! https://www.youtube.com/watch?v=0cmT0aKiV5c