Verkehrskontrolle Oldenburg

Bürger*innenbeteiligung? Nur, wenn´s unserer Kommunalpolitik zupasskommt.

Wir hatten in unserer Podcastfolge Nr. 8 bereits ausführlich darüber gesprochen, was die Parteien des Rates von der Beteiligung der Bürger*innen halten und wie es mitunter in der Praxis aussieht. Kurzum: In den Wahlprogrammen oft hui, wenn's konkret wird leider eher pfui.

Bürger*innenbeteiligung findet in Oldenburg seit längerem nur dort statt, wo es grundsätzliche Entscheidungen der Kommunalpolitik nicht mehr in Fragen stellt.

Ein aktueller Beleg lieferte die Ratssitzung vom letzten Montag, in der es mal wieder um die Planungen zu einem neuen Fußballstadion ging. Neben den mittlerweile obligatorischen Einwohner*innenfragen einer der beiden Bürgerinitiativen, die sich gegen den Neubau stemmen, kam ein Antrag der Grünen-Fraktion zur Aussprache, der u.a. eine konsultative Befragungen der Oldenburger Bürger*innen einforderte.

Wie die Grünen zu dieser Forderung kamen, sie zwischendurch plötzlich „vergaßen“, sich ihrer aber kurz vor Toreschluss „wiedererinnerten“ hatten wir in unserem Podcast ausführlich besprochen. Dass dieser Vorgang jedoch den anderen Fraktionen die Möglichkeit bieten würde, sich die Forderung gezielt in den falschen Hals schieben zu können, war zu befürchten. Und so sollte es auch kommen.

Wir konnten jedoch nicht erahnen, mit welchen „Argumenten“ eine Beteiligung des Souveräns dieser Stadt, der im Rahmen der letzten Kommunalwahl weder von einer Partei noch vom amtierenden Oberbürgermeister zu diesem Vorhaben vor dem Setzen seiner Kreuze befragt wurde, vom Spielfeld gefegt wurde. Interesse es nachzulesen? Findet ihr in unserem aktuellen Protokoll zur besagten Sitzung.

Aber Vorsicht! Es könnte euch ebenso wie uns die Spucke wegbleiben. Um das Gehörte respektive Gelesene in seiner Eigenwilligkeit verarbeiten zu können, entschieden sich unsere Gehirne für die Flucht in den Humor.

Daher findet ihr neben der von den Grünen präferierten Fragestellung einige, die - nimmt man die Aussagen mancher Ratsmitglieder ernst - in etwa wie folgt aussehen müssten.


Zum Vergleich die zur Debatte gestellte Fragestellung der Grünen

[Anmerkung Team Verkehrskontrolle: Die Zahlen sind nach Präsentation der noch ausstehenden Gutachten einzutragen, die im Laufe der nächste Woche der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen. Laut Herrn Krogmann liegen diese Gutachten bereits seit spätestens 22.04.2024 vor, laut Pressebüro standen sie am 29.02.2024 noch aus.]

Die Stadt Oldenburg beabsichtigt, ein neues Fußballstadion an der Maastrichter Straße für xxxx Zuschauer zu bauen. Die geschätzten Investitionskosten betragen xxxxx2 Euro*.      

Der jährliche Verlustausgleich durch die Stadt Oldenburg, welcher gutachterlich geschätzt durch den Betrieb und Erhalt des Stadions entsteht, wird zwischen xxx Euro und maximal xxx2 Euro betragen.

Soll die Stadt Oldenburg das geplante Stadion unter diesen Bedingungen finanzieren?

  Ja

  Nein

  Enthaltung


Die potentiellen Fragestellungen

 

Nicole Piechotta (Vorsitzende SPD Oldenburg)

Kern ihres Redebeitrages

„Die Fragestellung ist so unklar zum Teil. Da wissen doch die Menschen gar nicht, was sie ankreuzen!“

sowie

„Aber am Ende des Tages geht es darum, für mich persönlich, wenn man sich für ein Stadion entscheiden würde, dass man einen Raum des Miteinanders in unserer Stadt hat, einen Raum für alle.“

Potentielle Fragestellung auf Basis des Redebeitrags

Neues Fußballstadion bauen? Dafür?

  Ja!

  Ja, ich möchte auch endlich diesen Raum für Alle.

 

Hans-Henning Adler (BSW)

Kern seines Redebeitrages

„... die Fragestellung, sind Sie dafür, dieses oder jenes Geld dafür auszugeben, ist verkürzt. Weil nämlich nicht berechnet werde, welche Einnahmen ... entstehen und weil vor allem nicht berechnet wird, wie viel Kaufkraft eine solche Tiefgarage [Anmerkung Team Verkehrskontrolle: Er verglich die Pläne mit der sanierungsbedürftigen CCO-Tiefgarage] zusätzlich nach Oldenburg bringen würde.“

Potentielle Fragestellung auf Basis des Redebeitrags

Soll die Stadt Oldenburg das geplante Stadion unter diesen Bedingungen finanzieren, eingedenk des Umstandes einer potenziellen Umwegrentabilität, deren gutachterlich erstellten Szenarien Sie im Anhang auf den Seiten 67 bis 134 nachlesen können?

  Absolut!

  Klar, nach der Stadionbratwurst gehts noch zu Leffers!

  Ich habe Nachfragen zu den Seiten 1 bis 66.

 

Jürgen Krogmann (SPD-Oberbürgermeister)

Kern seines Redebeitrages

„Man muss eine solche Diskussion, auch weil sie so polarisierend ist, irgendwann zu einem Ende führen.

Informationen für diese Entscheidung gibt es endlos. Gibt es so viel, dass ein normaler Mensch die eigentlich gar nicht lesen kann.“

Potentielle Fragestellung auf Basis des Redebeitrags

Es polarisiert. Müssen wir daher endlich mal zum Ende kommen und mich den ersten Spatenstich machen lassen?

  Ich bin ein normaler Mensch und kann bekanntlich gar nicht so viel lesen. Deswegen wählte ich auch Ratsmitglieder, die ich aber nicht wirklich kenne. Das muss aber auch nicht sein, sagt mein Nachbar immer, denn die lesen einfach unglaublich gerne die vielen Gutachten und treffen daher stets schlaue Entscheidungen. Deshalb fragt mich bitte weiterhin nur alle fünf Jahre und sagt vorher nicht, was ihr tatsächlich vorhabt.  

  Ich mag es nicht, polarisiertdingens zu werden.


Ulf Prange, MdL (Fraktionsvorsitzender der SPD)

Kern seines Redebeitrages

„Aber ich stelle mir immer die Frage, warum beim Stadion?

Wir haben jetzt gerade in den letzten Jahren drei große städtische Vorhaben. das Schwimmbad, das Museum und zuletzt jetzt auch im November die Weser-Ems-Halle gehabt. Da gilt immer die gleiche Debatte. Das sind Millionenprojekte in einer Größenordnung von 20 bis 60 Millionen. Die Weser-Ems-Halle ist ja auch noch deutlich teurer als das Stadion.

Und warum fragen wir da nicht die Bevölkerung? Warum haben Sie das nicht getan?“

Potentielle Fragestellung auf Basis des Redebeitrags

Hätten wir Sie beim  neuen Stadtmuseum, Flötenteichbad oder den Weser-Ems-Hallen befragt, hätten sie dann geantwortet?

  Da ich 1967 bei der Einrichtung der Fußgängerzone schon nicht befragt wurde, darf ich nicht mehr den Anspruch erheben, zukünftig bei irgendetwas befragt zu werden.

  Ich las die Wahlprogramme und wusste daher 2016 und 2021, welche Parteien sich für den Bau des neuen Stadtmuseums, den Ausbau des Flötenteichbades und die Sanierung der Weser-Ems-Hallen einsetzen wollen. Dementsprechend setzte ich mein Kreuz. Nichtsdestotrotz ist der Ulf Prange stets vor Ort, Vorsitzender in irgendeinem meiner vielen Vereine, ein dufter Kumpeltyp und eine unglaubliche Harmoniehaubitze, so dass ich ihm seine leicht durchschaubare Rhetorik einfach nicht übel nehmen kann. Meine Stimme hat er weiterhin!

 

Bernhard Ellberg (SPD)

Kern seines Redebeitrages

„Wir haben alle anderen großen Entscheidungen hier im Rat, was Millionenbeträge angeht auch hier im Rat getroffen. Und da gehören sie auch hin. Und das nennt man repräsentative Demokratie. Deshalb habe ich mich zum Beispiel wählen lassen!“

Potentielle Fragestellung auf Basis des Redebeitrags

Sie haben ihre einzige Möglichkeit der Beteiligung bereits im September 2021 genutzt. Da stand zwar nichts von einem Stadionneubau in meinem Flyer, aber so ist das eben in der Demokratie. Klar?

  Okay

  Claudia sieht das auch so.

 

Andreas Sander (Piraten)

Kern seines Redebeitrages

„Dein Haus stürzt ein. Sollen wir einen Swimmingpool bauen?“

Potentielle Fragestellung auf Basis des Redebeitrags

Soll die Stadt Oldenburg das geplante Stadion mitsamt Pool unter diesen Bedingungen finanzieren?

  Bist du bekloppt?!

  Leute, habt ihr es immer noch nicht verstanden?!

  Ich leg nicht ma 1000 Piepen aufn Tisch!

 

Dr. Holger Onken (BSW)

Kern seines Redebeitrages

„… ein Fußballstadion, damit die Akzeptanz für die Demokratie erhalten bleibt“

Potentielle Fragestellung auf Basis des Redebeitrags

Fallen Sie auch vom Glauben an die Funktionalität der repräsentativen Demokratie ab, wenn wir Ihre Meinung einholen, bevor wir entscheiden?

  Logo, aber ich bin schon aufgrund von anderen politischen Provinzpossen, Wortbrüchen und eigenwilligen Mandatsmitnahmen bereits überzeugter Nichtwähler.

  Ich bin der Meinung, dass es ausreicht, wenn wir Ihre Frau fragen, was zu tun ist. Denn die fragt Sahra.

  Panem et circenses!